Ein Artikel für die M!Games über Sonys VR Versuche.
Ende 2016 versuchte Sony mit dem PSVR-HMD erneut einen Angriff auf die Gehirnzellen. Während Zocker bislang auf Mattscheiben glotzten und sich die Anwesenheit im Videospielgeschehen vorzustellen hatten, versetzte die neu herausgebrachte Virtual-Reality-Technik einen Spieler direkt in das Geschehen und bot virtuelle Umgebungen, die davon überzeugten, dass man mittendrin im Videogame steckt. Um den erneuten Versuch mit der alten Technik gebührend zu unterstützten, stellten natürlich auch Videospielmagazine das PSVR-HMD vor und testeten die kostspielige Hardware. In der Zeitung M!Games vom November 2016 fand dazu aber auch ein Artikel platz, der sich auf eine recht unbekannte Peripherie konzentrierte, die einst für die Playstation 2 herausgekommen war und ähnliche Technik wie der neuste Virtual-Reality-Helm für PS4 besaß. Aufgrund der Recherche seitens mze wurde das PUD-J5A im Detail dort vorgestellt.
Foto: mze
PUD-J5A ist kleiner als das PSVR-HMD
Hier folgt jetzt der Artikel über das PUD-J5A aus dem Jahr 2016, der in der M!Games in gedruckter Form in Ausgabe 278 zu finden war – das PUD-J5A im Detail vorgestellt:
“Virtual Reality für die Playstation2
PUD-J5A von Sony.
In diesem Jahr wird die längst überfällige Virtual-Reality-Revolution erneut angegangen. Wirklich!
Nachdem die begehrte Computertechnik der frühen 1990er Jahre nie erfolgreich aus den verschiedensten Fertigungsstätten an den Mann gebracht werden konnte, versuchen es 2016 gleich wieder mehrere Hersteller. Neben Oculus, HTC, Lenovo, Mattel, den Starbreeze Studios und Intel, werkelt auch der äußert erfolgreiche Playstation4-Produzent Sony an einem Virtuellen-Welten-Helm. Am 13. Oktober bringt Sony die Playstation4 VR HMD Peripherie nun offiziell für einen Einstiegspreis von 399 € Euro in den Handel. Dass dies aber nicht der erste VR-Angriff Sonys auf einer Playstation ist, wissen jedoch nur wenige Spieler, Sammler und auch Cybernauten. Selbst bei Sony Deutschland dürfte das, was jetzt folgt, wohl kaum noch jemand kennen.
Bereits kurz nach dem Start der Playstation2 durften japanische Spieler in den Genuss kommen, sich ein schwierig einzustellendes Head-Mounted-Display auf den Kopf zu setzen, um damit in die wenigen erhältlichen, kompatiblen Spiele etwas tiefer einzutauchen. Das nur über den Sony-Japan-Online-Shop vertriebene Gerät namens PUD-J5A musste dafür jedoch umständlich via Internet bestellt werden, da es wohl von vornherein nie für den regulären Handel angedacht gewesen war. Am 26.09.2002 wurden dennoch einige Geräte für 59’800 Yen verkauft. Damals ungefähr etwas über 500 € Euro.
Das PUD-J5A im Detail auf Foto gebannt.
Alte Technik, die begeistert?
Im Inneren des Aufsatzes schlummern dafür bis heute zwei ordentliche 0,44 Zoll LCD-Bildschirme, die dem Träger ein einheitliches Bild in der stattlichen Größe von 41 Zoll vermitteln. 180.000 Pixel kommen in dieser Form zu einem leuchtenden Einsatz, der sich heute noch sehen lassen kann. Ein ausgezeichnetes Stereo-Kopfhörerpaar dient dem justierbaren Bildschirm dabei als Basishalterung auf dem menschlichen Schädel.
Angeschlossen wird das PUD-J5A über eine kleine Kontroll-Box, die neben der Verbindungsgestaltung zur Playstation2 – via USB und Video-In (S-Video oder Cinch) – auch zur Menü-Steuerung genutzt wird. Ein kleiner Vier-Wege-Joystick lässt Eingangssignale, Kindersicherung und Bilddarstellung bearbeiten. Gespeist wird das PUD-J5A mit einem externen 6Volt-Netzteil, das auch in diese Kontroll-Box führt. Dank der kleinen Kiste erhält das alte Sony-HMD auch erst die eigentliche Spezialität von Virtual Reality: Head-Motion-Tracking. Die spezielle USB-Verbindung zur Playstation2 übermittelt alle entsprechenden Signale.
Während des Tragens kann sich der Nutzer im dargestellten Computer-Raum dann tatsächlich umsehen und bekommt ein Mittendrin-Gefühl durch gewöhnliche Kopfbewegungen suggeriert.
180° Grad nach links oder rechts, 90° Grad nach oben oder unten und 60° Grad Neigung des Kopfes in beide Richtungen werden vom HMD wahrgenommen. Da die Abtastung der Kopfbewegungen aber einzig über das PUD-J5A stattfindet, ist eine Fehleranfälligkeit in der korrekten Darstellung leider sehr häufig, was sich somit recht stark auf das Wohlempfinden des Nutzers auswirkt.
Eine Reisetablette anstatt 120 Frames.
Oft verschiebt sich der dargestellte Blickwinkel durch verpasste Informationsweiterleitung oder ungenaue Abtastung der Kopfposition. Ebenso lässt sich der Tragekomfort bemängeln, da die vielen beweglichen Gelenke des Headsets selten einen idealen Einblick einstellen lassen.
Dies führt insgesamt recht leicht zu körperlichem Unwohlsein, dem auch ein Reset-Knöpfen am linken Kopfhörer nicht abhelfen kann. Durch den Druck auf genannte Taste wird das Bild der aktuellen Kopflage entsprechend zentriert, die ruckartigen Wechsel der dargestellten Perspektiven verschlimmern jedoch die schnell einsetzende Übelkeit von Retro-Cybernauten.
Die Einnahme handelsüblicher Reisetabletten kann einem Erbrechen in der Realität zwar glücklicherweise entgegenwirken, massentauglich war das Gerät aber allein aus diesem Grunde schon nicht.
Eine geringe Auswahl für die wegweisende Technik
Vier Spiele – fünf Applikationen.
Nur sehr wenige Anwendungen erschienen mit offizieller PUD-J5A-Unterstützung in der Dekaden andauernden Ära der Playstation2 – ein einziges „Spiel“ wurde vom HMD-Hersteller Sony entwickelt. Mit zwei Energy Airforce Spielen von Taito, Konamis Air Force Delta: Blue Wing Knights sowie Asmik Ace’s Sidewinder V sind bereits vier VR taugliche Titel im Flug-Action-Genre anzutreffen. Die Simple 2000 Version Vol. 33: The Jet Coaster – Yuuenchi Otsukurou! von D3 vermittelt dagegen virtuelles Achterbahnfeeling in einem Vergnügungspark. Bei Virtual View: R.C.T. Eyes Play von Pony Canyon durfte “mann” dagegen in eine abgefilmte Umkleidekabine japanischer Bikinimodelle blicken.
FourthVIEW 360°.
In Letzterem zeigte sich auch eine weitere Eigenschaft des PUD-J5A, das auch für 360°-Grad-Videos nutzbar gewesen ist: Unter der Bezeichnung „FourthVIEW“ erschienen einige PS2-Applikationen, die einen 220°-Grad-Darstellungsradius besaßen und auch mittels drei PS2-Geräten auf ebenso vielen Bildschirmen abgespielt werden konnten. Neben Virtual View: R.C.T. Eyes Play gebrauchen The Keihin Kyuukou: Train Simulator Real, Over the Monochrome Rainbow featuring Shogo Hamada, A Visual Mix: Ayumi Hamasaki Dome Tour 2001 und der Anime Space Venus starring Morning Musume dieses besondere Darstellungsformat.
Dass das PUD-J5A jedoch bei keiner einzigen PS2-Applikation stereoskopische 3D-Bilder geliefert bekommt und damit nur krudes 2D ausspuckt, könnte am Ende vielleicht auch für die geringe Verbreitung von Wissen über diese seltene VR-Skurrillität der Playstation2 gesorgt haben.
Schaun’mer mal, ob es in Zukunft mit Playstation VR auf der „aktuellen“ Sony-Konsole tatsächlich besser läuft …
Sony PUD-J5A kompatible Playstation2-Spiele:
Air Force Delta: Blue Wing Knights (Konami)
Energy Airforce (Taito)
Energy Airforce: aimStrike! (Taito)
Simple 2000 Version Vol. 33: The Jet Coaster – Yuuenchi Otsukurou! (D3 Publisher)
The Keihin Kyuukou: Train Simulator Real (Sony Computer Entertainment)
Sony PUD-J5A kompatible FourthVIEW-Playstation2-Applikationen:
A Visual Mix: Ayumi Hamasaki Dome Tour 2001 (Avex Inc., Sony Music Entertainment)
Over the Monochrome Rainbow featuring Shogo Hamada (Sony Music Entertainment)
Space Venus starring Morning Musume (Sony Music Entertainment)
Virtual View: R.C.T. Eyes Play (Pony Canyon)
Technische Details des Sony PUD-J5A:
2 x 0,44′ Zoll LC-Displays mit 180.00 Pixel
Suggeriert eine Videobild in Größe von 41′ Zoll
Headtracking mit sehr geringer Latenz (360° Grad Yaw / 180° Grad Pitch / 120° Grad Roll)
Gewicht beträgt nur circa 80 Gramm
S-Video & Composite Eingänge
Playstation2 kompatibel
Alternativ als Virtuelles Kino nutzbar”
So war das im Jahr 2016 also einmal, als das PUD-J5A im Detail vorgestellt wurde …