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REDUX: Dark Matters

Schaumschießer

Nachdem 2009 mit DUX der erste Shooter aus den Händen des Mini-Entwicklers HUCAST für das Sega Dreamcast erschien, der leider mit einigen Macken behaftet war, lieferten die Programmierer mit DUX 1.5 ein spielerisch verbessertes Update des Titels, um einige Wogen zu glätten.
Anschließend wurde von dem Team die Crowdfunding Plattform Kickstarter genutzt, um ein weiteres Update, eine „Revisited Version“ des wieder nicht ganz eindeutig hochwertigen Vorgängers, anzubieten. Diesmal aber von Fans vorfinanziert.
Nachdem später aber auch weitere Personen von den Vorteilen der Kickstarter Aktion profitierten, die den Unterstützern ihre exklusiven Vorteile nahm, schaffte man sich direkt wieder etwas Unmut in der Spieler-Gemeinde und vor allem bei den Cash vorschießenden Finanzgebern.
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Sorgte schon im Vorfeld für Ärger. REDUX auf Dreamcast.

Nach Verzögerungen um ein gutes Jahr, erschien REDUX: Dark Matters aber vor wenigen Tagen und möchte alle, die sich für Dreamcast und Shmups interessieren wieder glücklicher machen. In der Limited Edition mit DUX 1.5, bekommen Käufer sogar theoretisch zwei Spiele in einem. Jedoch nur theoretisch, denn die Ähnlichkeiten zwischen beiden Spielen sind doch sehr groß. Und auch im Vergleich zum ersten Dux hat sich wenig Positives getan.

DUX 1.5 behebt einen Score Bug des Erstlings und bietet einen Dauerfeuer-Knopf, einen etwas veränderten Soundtrack, der unter starker Techno-Last leidet und wenig Gründe, als verbesserte DUX-Variante, das damals noch den Indie-Entwickler-Charme bot, ins Herz geschlossen zu werden. Wenigstens ist es etwas Fanservice.

REDUX macht dagegen mit etwas überarbeiteten Details in der grafischen Gestaltung, einem weiteren Remix des Soundtracks, einem neuen Waffen-Feature und dem stark veränderten Veteran-Modus auf sich aufmerksam. Dazu hielten die HUCAST Mannen dann doch noch Wort und bauten einen neuen finalen Level ins Spiel.
Ein Soundtrack auf vier Cds, der sogar einen Chris Hülsbeck Track enthält, lockte Sammler erneut etwas mehr Geld auf den Tisch zu legen. Dass erneut die Tracks aus Dux und dem Remix-Soundtrack aus zwei bereits vorher erhältlichen Cds ihren Weg in dieses Stück gefunden haben, dürfte aber nur Menschen erfreuen die durch REDUX ihren Erstkontakt mit HUCAST haben.
Zum dritten Mal die selben Tracks des selben Spiels, ist nur für Fanatiker eine Fest.
Und davon sollte es nach dem Anspielen von REDUX leider nicht mehr viele geben.

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Die grafische Darstellung wurde zwar im Detail aufgehübscht, doch die Auflösung nach unten geschraubt, so dass es eine weit ausgewaschenere Optik zu bewundern gibt, als das bei dem ersten DUX 2009 der Fall war.
Der Einbau von neuen Boni, die als teils riesige Goldnuggets durchs All fliegen und neben dem Farben- und Projektil-Gewitter für weitere Unübersichtlichkeit sorgen, soll offensichtlich Score-Player bewegen, REDUX von Beginn an ernst zu nehmen und die Punkteskala zum Kochen zu bringen.
Ein erneuter Score-Bug im ersten Level, sollte aber wie schon bei DUX, nun erneut das genaue Gegenteil bewirken.
Dazu kommt ein noch stärkerer Fehler in der Programmierung, die das Geschehen einfrieren lässt, nähert man sich dem ersten Endboss im Kampf zu nah. Nur das Ausschalten der Dreamcast Konsole sorgt dann für Abhilfe, aber auch für die Frage, ob man es überhaupt ein weiteres Mal versuchen möchte, mit REDUX: Dark Matters ernsthaft warm zu werden.

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Screenfreeze und Scorebug in einem Bild. 2 Milliarden im ersten Level und ein kompletter Stop des Geschehens.

Beantwortet man die Frage mit ja, findet man sich zurecht und fliegt wie in den Vorgängern, die gegnerischen Projektile einsaugend durch die bunten Level. Hier wird neben der matschigeren und weniger eigenständigen Optik oft nur einlullendes Durchfliegen geboten, das wenig Taktik und Anspruch verlangt.

Die neuen Lock-On-Rakten in REDUX, die während des “Soakings” abgeschossen werden können, wären dazu besser auf einem Knopf, als dem Trigger-Button angesetzt und sollten vom möglichen Zocker lieber auf einen solchen umgelegt werden – was glücklicherweise machbar ist.

Spielerische Finesse birgt diese Option aber auch nur in geringen Maße, was einem vor allem während der Endboss-Kämpfe auffällt. Während man den mit viel zu einfacher Taktik, aber übertrieben starken Panzerung ausgestatteten Endgegnern, Paroli zu bieten versucht, verliert man eher ein Leben durch exzessive Beam-Schuss Nutzung, das Soaking-Feature und die Lock-On-Raketen Mechanik, die man fachgerecht einzusetzten versucht, als durch den in größten Teilen aufsammelbaren Projektil-Hagel des riesigen Widersachers.
Dass man hier oft fast Minuten lang, immer dem selben, wenig anspruchsvollen Muster folgen muss, nimmt REDUX: Dark Matters leider weitere Qualitäten von denen schon die Vorgänger eben nicht wirklich viele besaßen.

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An Details wie VMU Support, wurde im Gegesatz zu vielen anderen Dingen gedacht.

Schlimmer wird es dann nur im neusten Level, das nur und extra für REDUX kreiert wurde.
Im Dark Planet Level tauchen plötzlich neue Gegner-Typen auf, die sich gegen das eigentlich besondere DUX-Feature komplett verwehren. Mit roten Laserschuss-Salven in alle Himmelsrichtungen, werden die Piloten, die den Level erstmalig erreichen, konfrontiert, die ihn natürlich, wie es ihm in den letzten sechs Welten anerzogen wurde, sofort auf den “Soaking”-Button drücken lassen.
Jedoch haben hier anscheinend aber nur die Feinde, nicht jedoch das HUCAST Team gelernt, wie man erfolgreich durch den Computer Space fliegt
Die Laserstrahlen lassen sich nämlich überhaupt nicht mehr durch „Soaking“ einsammeln und hindern damit den Durchflug des Spieler-Schiffes stark.
Das eigentlich Konzept des Spiels ist damit über Board geworfen, das Level spielerisch in keinster Weise den anderen gegenüber angemessen.

Dass hier aber wohl durchdachte Überlegung stattgefunden hat, möchten die Designer offensichtlich durch den Veteran-Mode von REDUX beweisen.
Hier fehlt das gesamte “Soaking”-Feature der DUX-Reihe, das sie ausmachte.
Mit einem neuen Fighter-Jet, heißt es nun, in gewohnter R-Type Manier, durch die Level zu fliegen, allen Geschossen auszuweichen und somit auch, ohne die neuen Lock-On-Raketen zu überleben.

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Wenigstens das Gesamtpaket war nett anzuschauen…

Selbst DUX Veteranen, für den der Mode wohl geschaffen wurde, werden spätestens im zweiten Level einsehen müssen, dass DUX jedoch nie für eine solche Spielbarkeit geschaffen wurde.
Die knallbunten Projektile, die teils unberechenbar auf den Spieler zusteuern und die Unmengen verschiedenster Objekte auf dem Bildschirm, verhindern jegliche ernsthafte Spielbarkeit.
Positive Vergleiche zu Bulletsprayer-Shoot`em-Ups aus japanischen Hochklasse-Schmieden können hier einfach nicht aufkommen, da diese von oben bis unten von Spezialisten auf Score und Spritegewitter geeicht wurden.
Dass die extra eingezeichnete Hit-Box am REDUX-Flieger auch nicht wirklich überzeugend Treffergefahren übersteht, und für verlorene Leben sorgen kann, sei daher nur am Rand erwähnt

Mit REDUX: Dark Matters beweisen HUCAST nur, dass trotz stark verzögerter Entwicklungszeit, einer Vorfinanzierung durch Fans und zwei bereits im Handel erhältlichen, vorhergegangenen “Beta-Versionen”, tatsächlich ein schlechteres Werk als zuvor erscheinen kann.
Während DUX 1.0 den Independent Entwickler Bonus noch auszunutzen wusste, geht der Schuss mit REDUX leider komplett nach hinten los.

Sollte das HUCAST Team mit ihrem folgenden Projekt “Ghost Blade“, das auch noch 2014 erscheinen soll, erneut etwas derart unfertiges wie undurchdachtes auf den Dreamcast Shoot`em-Up Sammlermarkt schmeißen, dürfte das wohl der letzte Titel aus dem Hause des halben Ngdev Teams HUCAST werden.
Professionelle Publisher wären derzeit wohl bereits aus dem Rennen, würden sie es sich zweimal am Stück derart mit der Fanbase verscherzen.
REDUX reduziert das Produktions-Team, die Zocker und das Sega Dreamcast auf einen weitaus zu kleinen, gemeinsamen Nenner.
Auf Gold Nuggets.
Geld.
RE-DUMM

redux cover

REDUX: Dark Matters für Dreamcast
HUCAST
circa 33 – 55€

Fotos: mze