Ports, DLCs, Mini-Games und ein Game & Watch.
Die E3 war einst der Schauplatz für die neusten Entwicklungen auf dem Videospielsektor. Derzeit geht dies leider nur virtuell vonstatten, sodass ein wenig Schubkraft der einst wichtigsten Fachmesse für Games verloren gegangen ist. Selbst Sony hatte schon vor zwei Jahren erkannt, dass man nicht unbedingt hier für Furore sorgen muss, sondern auch eigene Wege einschlagen kann. Nintendo hingegen hatte sich dagegen schon vor Längerem von Live übertragenen Events verabschiedet und sich auf vorproduzierte Directs konzentriert, die die geballte Gaming-Power ihrer Systeme vermitteln sollten. Auch in diesem Jahr ließ Big-N ein Nintendo Direct zur E3 ausstrahlen, auf das viele Menschen mit Hochspannung warteten. Doch anstatt starken Strom zu spüren zu bekommen, gab es ein unterdurchschnittliches Potpourri an Ports, DLCs, Mini-Games und einem Game & Watch. Nintendos tranige E3 2021 Präsentation überzeugte wohl niemanden, eine Switch zu erstehen, der bislang nicht bereits das Hybrid-Handheld-Heimsystem ins Herz geschlossen hat.
Foto: Nintendo
Erneut kaum Triple-A-Entwicklungen für Nintendos aktuelle Konsole.
Schon alleine der Einstieg in das Nintendo Direct zur E3 2021 bot keinen besonderen Grund zu Freude. Ein bekannter Charakter aus Tekken zieht bei den Smash Bros. ein – niemanden interessiert es, der nicht vollkommen der Prügelorgie verfallen ist und sie heute noch exzessiv spielt. Trotz Jubiläum der The-Legend-of-Zelda-Reihe gab es hier neben bekannten Fakten und einem ersten wenig aussagekräftigen Gameplay-Trailer des für das Jahr 2022 angekündigten Breath-of-the-Wild-Nachfolgers keinen Reißer, sondern nur ein weiteres Game & Watch, das drei alte Teile der Reihe für Sammler aktuell erscheinender Fan-Hardware bietet. Ob der heiß ersehnte neue Teil tatsächlich im nächsten Jahr das Licht der Welt erblickt, lässt sich dabei auch noch bezweifeln, schließlich bezeichnete man das Datum als angepeilten Termin, sagte im Vorfeld der Ausstrahlung aber schon, dass die aktuelle Covid-Situation alle Planungen umstürzen könnte. Eine kleine Überraschung dürfte dagegen die Ankündigung von Metroid Dread dargestellt haben, das noch vor Metroid Prime 4 – welches nicht gezeigt wurde – in diesem Jahr erscheinen soll. Dabei handelt es sich aber auch nur um ein kleineres 2D-Abenteuer mit der beliebten Kopfgeldjägerin Samus Aran, was Big-N aber nicht davon abhält, einen Vollpreis zu verlangen. Mit WarioWare: Get it together wird ebenfalls nur kleine Unterhaltung geboten, da die Minispielsammlung wohl kaum längerfristig in den Bann ziehen kann und selbst im neuen 2-Spieleremodus nur für Lächeln sorgt. In gleiche Gefilde schlägt die Mario-Party-Superstars-Entwicklung, die zwar 100 Minigames enthält, diese jedoch aus allen bislang erschienen Teilen der Reihe entnimmt. Selbst ein Mario-Golf-Game – Mario Golf Super Rush – kann nicht davon ablenken, das ernste Hit-Kandidaten auf Switch in 2021 Mangelware darstellen. Überzeugend wirkte eigentlich nur das von Atlus entwickelte Shin Megami Tensei V, da hier vollwertige Rollenspielkost für Freunde des Genres geboten wird. Der nächste WiiU-Port – Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers – sollte Gruselfans ansprechen, doch da das im Jahr 2014 in Japan erschienene Game bereits fast sieben Jahre auf dem Buckel hat, kann auch hier schlecht von einer wirklich beeindruckenden Veröffentlichung gesprochen werden. Da das Spiel dazu für alle anderen aktuellen Systeme erscheinen wird, erst recht nicht. Noch älter sind die Ursprünge des nun für Switch erscheinenden Advance Wars 1 & 2 Re-Bootcamp, das zwar viele Strategen ansprechen könnte, doch aufgrund der Herkunft vom ursprünglichen GameBoy niemanden im Jahr 2021 von Hocker hauen dürfte. Während die Konkurrenz an möglichst realistischen High-End-Rennspielen sitzt, portiert Big-N dazu einen 2017 erschienen Arcade-Racer der auf der Crusi‘n-Reihe fußt. Ansonsten erinnert sich der Zuschauer an Ankündigungen kostenpflichtiger DLCs für bereits erschienene Spiele und das Rühren der Werbetrommel für den 2011 erschienen Wii-Titel TLoZ: Skyward Sword. Weitere Compilations und Ports schon länger erhältlicher Games auf anderen Videospielsystemen rundeten die ohne Humor versehene Show ab und ließen den Zuschauer voller Staunen zurück. Es bleibt für manchen kritischen Betrachter der Szene einfach weiterhin schwer nachvollziehbar, warum sich das Hybrid-Heimsystem-Handheld derartig gut verkauft, wenn nahezu kaum Anstrengungen unternommen werden, zeitgemäße Hochglanzprodukte dafür herzustellen. Wie auch erwartet wurde, bot Nintendos tranige E3 2021 Präsentation keine Neuigkeiten bezüglich Metroid Prime 4, Bayonetta 3 oder gar über die aus Insider-Kreisen erwartete Super-Switch-Pro-Konsole.
Böse Zungen könnte es Stillstand nennen.