Zocker bringen Hedgefonds ins Wanken.
Hedgefonds sind ein etwas zwielichtiges Ding auf dem Finanzsektor. Meist nur äußerst reiche Investoren trauen sich gemeinsam darauf zu setzen, ob ein Unternehmen Gewinne macht oder dem Untergang geweiht ist. Da sich vor wenigen Monaten herausstellte, dass Hedgefonds von Melvin Capital und Citron Research darauf setzten, dass der Videospielhändler Gamestop nicht viel länger auf dem Markt bestehen wird, schlossen sich Zocker via Reddit zusammen, um dieser Prognose entgegenzuwirken und den auf negative Entwicklungen setzenden Brokern eine Lektion zu erteilen. Die Macht der Gamer geht aufgrund der stattfindenden Ereignisse nun sogar so weit, dass Befürchtungen bestehen, dass die Stabilität des gesamten Finanzsystems gefährdet ist. Zocker bringen Hedgefonds ins Wanken – und mehr!
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Die Macht der Gamer und Games – weltbewegend!
Videospiele waren schon in den letzten zwanzig Jahren für Liebhaber des auch als Kunst bezeichneten Unterhaltungsmediums gerne eine in die Zukunft gerichtete Investition. Alte Games entwickelten sich schließlich öfter zu beliebten Sammlerobjekten und vermehrten das Geld, welches einst für sie auf dem Second-Hand-Markt verlangt werden konnte. Gamestop handelt ebenfalls mit gebrauchten Games sowie neuen Veröffentlichungen, doch stand es in der Vergangenheit nicht sonderlich gut für den Händler, da sich der Vertrieb von neuen Spielen immer stärker in die digitale Verbreitung verschiebt. Aus diesem Grund setzten Teilnehmer von Hedgefonds auf den Untergang des Unternehmens, was vielen Zockern jedoch missfiel, sodass sie sich via Reddit zusammenfanden, um die Entwicklung umzukehren. Viele kleine Anleger entstanden daher aus der Szene, sodass der Wert der Aktien extrem in die Höhe schnellte und jetzt neben großen Verlusten bei den aufs falsche Pferd setzenden Brokern auch zu Überlegungen in der US-Regierung führte, ob in das Geschehen eingegriffen werden müsste. Es gäbe bei dort gewählten Volksvertretern bestehende Befürchtungen, dass das gesamte Finanzsystem an Stabilität verlieren könnte. Wichtig scheinen die Ereignisse aber auch aus anderem Grund, denn erstmals zeigen die kollektiv zusammenarbeitenden Zocker, wie Manipulation auf dem Aktienmarkt gestaltet werden kann, was vorher jedoch nur von Großanlegern und Hedgefonds angewendet wurde und diese bislang nicht störte. Nun schreien diese Anleger aber entsetzt auf, da ihnen die Geschehnisse erstmals selbst schaden. Der Demokrat Sherrod Brown weiß dies genau und lässt sich daher auch nicht die Aussage verbieten, die dem Großteil der Beobachter und Beteiligten sowieso schon lange in den Köpfen kreist: „Die Leute an der Wall Street scheren sich nur um die Regeln, wenn sie diejenigen sind, denen es wehtut“, wird er auf Tagesschau.de zitiert.
Aufgezeigt wird während dieser Zeiten dazu auch die Einflussnahme der sozialen Medien wie Facebook, wo Gruppen geschlossen wurden, die den Vorgang der Gamestop-Rettungsaktion zum Ziel hatten. Ebenfalls verhinderten Online-Handelsplattformen wie Robinhood und Interactive Brokers das Handeln mit den Wertpapieren des Videospielhändlers, was insgesamt nur den Interessen der Hedgefonds helfen würde, doch nach eigener Aussage der Betreiber einzig dem Schutz der Nutzer und der Unternehmen diene. Das Treiben auf den Wertpapiermärkten bezüglich der Gamestop-Aktie hat daher nun neben großen Schwierigkeiten für die involvierten Hedgefonds auch eine global stattfindende Diskussion initiiert, inwieweit das von tatsächlichen Werten entfernte Handeln auf der Wall Street weitergehen kann. Großartig scheint die bislang funktionierende Strategie der wütenden Videospieler, denen es in erster Linie weniger um den Gewinn großer Summen als um das Erteilen einer Lektion geht. Der gesamte Finanzsektor ist daher in Aufruhr und wankt verängstigt vor der Macht der Gamer, die es in Zeiten der ganz realen Geldnöte fertig gebracht haben, die Spielregeln der Big-Player gegen sie zu verwenden und dabei das abstruse System öffentlich aufzudecken.
#fuckthebrokers – die Macht ist mit uns!