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Metal Gear Solid V: The Phantom Pain

Diamond Dogs

Die Metal Gear Reihe gehört zu den bekanntesten japanischen Videospielreihen weltweit.
Konami lebt aktuell fast einzig von dem guten Ruf, den der Game-Designer Hideo Kojima in 28 Jahren durch seine perfide gesponnene Agenten-Geschichte produzierte. Mit weit über zehn eigenständigen MGS-Teilen, für die unterschiedlichsten Systeme, avancierte der bekennende Hollywood-Fan wohl zu einem der bekanntesten Spielemacher einer gesamten Generation.
Nun stehen ungeklärte Verhältnisse zwischen Firma und Designer im Raum, aber auch das neustes Werk der Metal Gear Reihe im Händlerregal.
Metal Gear Solid V: The Phantom Pain.

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Da manch Fan schon zum Boykott der heiß ersehnten Software aufrief, weil man den Namen Kojimas von der Verpackung entfernte, sollte man direkt Entwarnung geben. Vor, während, zwischen und nach allen möglichen Momenten in MGSV, darf man den Schriftzug des Lieblingsdesigners lesen. Oft genug. Daher kann man sich auch auf die Inhalte konzentrieren und versuchen, dem wohl letzten Metal Gear unter Kojimas Feder auf den Zahn zu fühlen.
Anstatt den Anti-Helden Venom Snake aka Big Boss, durch fein gestrickte Level-Konstruktionen schleichen zu lassen, bietet Metal Gear Solid V: The Phantom Pain eine vollständig erkundbare wie offene Welt des Jahres 1984.
Im afghanischen Gebiet um Kabul beginnt das düstere Agentenspektakel – quält man sich zuvor durch den Prolog, der die Lücke zwischen der MGSV Teaser-Demo Ground Zeroes zu The Phantom Pain schließen möchte.
Snake – Hauptheld und späterer Obemotz in einem – will neun Jahre nach einem verheerenden Angriff auf seine Basis, und einem damit verbundenem Koma, den verantwortlichen Fadenziehern auf die Schliche kommen.
Kein guter Zweck dahinter, kein größerer Sinn, einzig aus persönlicher Rache.

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Aus diesem Grund scheint Metal Gear Solid V auch etwas anders gestrickt als die beliebten Vorgänger. Anstatt ständig, in reinster Vorsicht, ungesehen feindliche Stützpunkte zu infiltrieren, lässt Big Boss auch gerne mal die Waffen sprechen.
Auch wenn die erste Methode, beispielsweise beim Befreien leidender Gefangener, immer die sinnvoller Variante in der Anwendung ist, überrascht der offensichtliche Drang zum Waffeneinsatz, des sonst immer so bedacht vorgehenden Stealth-Action-Genre-Primus.
Snake hat dank neu aufgestellter Basis im Meer, verbündeter Söldnertrupps und sogar verschiedener Team-Partner, dazu einige Mittel, die ihn nicht alleine gegen die russischen Soldaten und fragwürdigen XOF-Mitglieder kämpfen lassen müssen – was die martialische Vorgehensweise erklären könnte.
Ein Pferd, ein Hund, eine Sniper-Schützin und ein Laufroboter helfen dem Spieler, während der schweißtreibenden Missionen dann auch direkt möglichst viele Nebenziele zu erreichen.
So werden auf dem Weg zur jeweiligen Hauptaufgabe auch Mineralien, Pflanzen, Tiere, Personal, Gerätschaften und Vehikel per Luftpost abtransportiert, die dann dem eigenen Nutzen dienlich sind sowie bei der Entwicklung weiterer Utensilien helfen. Ressourcen müssen stets vorhanden sein, damit die wachsende Basis weiterhin ausgebaut werden und sich das eigene Potential dementsprechend entfalten kann.
Nötig ist dies dann spätestens bei den übernatürlichen Begegnungen im Spiel, die einen gekonnt aus der entstehenden Rambo-Stimmung reißen. Während der Großteil von MGSV: The Phantom Pain mit viel Realismus punktet, dreht sich die Stimmung während den seltenen Momenten bizarrer Action komplett.
Haushohe Roboter, Super-Soldaten, geheime Organisationen mit fragwürdigen Zielen stoßen den Spieler angenehm über die Klippe des gewöhnlichen Kriegstreibens.
Da diese Gegner jedoch meist noch stärkere Kampfmittel besitzen als der gemeine Feldsoldat, darf man als Spieler auch hier oft erneut einen Versuch wagen, bevor die Gefahr gebannt ist.

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Metal Gear Solid V: The Phantom Pain ist keine leichte Kost. Inhaltlich wie spielerisch.
Es kann lange dauern, bis man sich allein mit den Steuerungsoptionen, der Menüführung und den vielen Verwaltungsaufgaben zurechtfindet. Der saftige Schwierigkeitsgrad, die aufmerksamen Gegner und das oft unüberschaubare Moment in Open-World-Games, machen den Einstieg dazu doppelt schwer.
Dafür bekommen Hobby-Agenten eine riesige Spielwiese, die ihnen keine Vorgehensweise vorschreibt und zum freien Experimentieren einlädt. Das filmreife Spektakel, das Metal Gear in der Vergangenheit oft war, ist Teil Fünf dafür nun kaum noch. Wenige und nur kurze Zwischensequenzen erinnern an die ursprüngliche Ausrichtung der Reihe.
Dass ein Kiefer Sutherland die Rolle des Snake vertonte, aber kaum etwas sagt, sollte diese Entwicklung passend beschreiben. Ebenso die flotte Darstellung, der teils fotorealistisch wirkenden Landschaften afrikanischer Steppe oder afghanischer Steinwüste, die ihre Pracht jedoch bereits nach wenigen Missionen verlieren und anschließend zur vollkommenen Zweckmäßigkeit verkommen. Dass man auf der verschachtelten Basisplattform von der Kartenfunktion eher verstört als geführt wird, spricht ebenso für die unterschiedlichen Qualitäten die in Metal Gear Solid V: The Phantom Pain verbaut wurden. Es bietet wahnsinnig viel Platz zum Austoben, spannende Gefechte und tolle Momente; faire Checkpoints samt flotter Ladezeiten – einen `84 Hit-Soundtrack inklusive – dennoch besteht eine Zugänglichkeit die Feierabend-Zocker aus der Hütte jagen kann.
Ein Dauerknochen für harte Hunde.

MGSVBoxArt
Metal Gear Solid V: The Phantom Pain
Fotos: Konami
USK 18
Circa 59€
PC-DVD – ASIN: B0114F26GU
XboxOne – ASIN: B00X5V8ESQ
Xbox360 – ASIN: B00X5V7T00
PS4 – ASIN: B00X5V81UW
PS3 – ASIN: B00X5V7982