Fast nur Tristesse auf der weltgrößten Videospielmesse!
Jährlich treffen sich die Hersteller und Produzenten der größten Unterhaltungsbranche im Los Angeles Convention Center, um ihre neusten Entwicklungen und kommende Spielehighlights vorzustellen. Der Trend des Jahres wird auf der E3 vorgelegt und Spieler auf der ganzen Welt verfolgen via Internet die Pressekonferenzen der sich lobpreisenden Industrie.
Foto: Electronic Entertainment Expo
Dass jedoch auch in diesem Business lauter gebellt als gebissen wird, stellte die zockende Gemeinde dieses Jahr fast schon fassungslos fest.
Exklusivität war kaum zu finden. Einmaligkeit war kaum zu finden. Spiele … waren kaum zu finden.
Den drei Herstellern Microsoft, Sony und Nintendo gebührt die größte Aufmerksamkeit, denn auf ihren Plattformen erscheinen die zukünftigen Hochglanz-Titel.
Microsoft begann als erster Konzern seine Präsentation und konzentrierte sich auf Entertainment.
Games schienen keine Rolle mehr bei dem einstigen Heavy-Gamer beheimatenden Konzern zu spielen – Filme, Musik, Sport, Telenovelas, Nike und Kinectapplikationen sind dem ehemaligen Neuling im Konsolenmarkt dank höherer Profit- und Absatzversprechen wichtiger geworden als die Entwicklung neuer Spiele. Nur Fortsetzungen der erfolgreichen Halo, Forza und Gears of War Serien wurden der hechelnden Meute vor die Füße geworfen.
In Internetforen verstanden Spieler den Multimediaansatz und die Degradierung der Xbox360 zur Set-top Box nicht und verfluchten die Entwicklungen des Gamingmarktes. Die Kinectimplementierung der wenigen Titeln nimmt Corgamern dazu den Wunsch sie spielen zu wollen. Den Markt von einmaliger Software gegen NBA, NHL, UFC und TV Lizenzen auszutauschen und sich auf eine wohlwollende Verknüpfung portabler Multimediageräte mit der alten Konsole zu konzentrieren, hat den Softwareriesen viele Punkte bei der Zielkundschaft gekostet.
Ein tanzender Usher und beschriebene Xbox Smartglass Applikation wurde nur dank des Auftritts der South Park Erfinder gerettet, die ihr kommendes Rollenspiel The Stick of Truth vorstellten und die gesamte Presskonferenz des Windows Herstellers auf einen ironischen Satz zusammenfassten: „Habt ihr euch nicht auch schon immer beim South Park schauen gewünscht, ihr könntet den Tv mit eurem Handy verbinden, das dann von eurem Tablet gesteuert wird, während es an den Ofen angeschlossen ist, aber ihr euch im Kühlschrank befindet?“
Sony beteuerte, die besten Spiele seien nur auf ihrem System zu haben. Zumindest gab es eine Ankündigung, die einen bereits vermuteten Titel verriet. Beyond: Two Souls von Quantic Dream scheint ein weiterer interaktiver Film auf dem Niveau eines Heavy Rain zu werden, dessen spielerischer Aspekt jedoch nicht vermittelt wurde.
Ein neues God of War, eine neues Sly Racoon und der Smash Bros. Klon Playstation Allstars waren die angekündigten Titel, die schon über einen längeren Zeitraum bekannt waren. Sony möchte in Zukunft dazu mehr auf dem Online Markt bieten und versuchte, das Playstation Network mit Angeboten für Playstation Plus Mitglieder attraktiver machen.
Vermisst wurde neben einer interessanten PSVita Zukunft, die nun eher als Crossplattformdevice der PS3 fungieren soll, vor allem der seit 2008 angekündigte Ausnahmetitel The Last Guardian. Es bleibt fraglich ob dieses Werk jemals das Licht der Welt erblickt. The Last of Us scheint dagegen ein anspruchsvolles Stück Software zu werden, das beim Uncharted Macher Naughty Dog entsteht. Beschützer und Überlebensinstinkte sollen bei diesem Spiel dichte Atmosphäre und Spannung garantieren.
Nintendo ließ kleine Lichtblicke durchscheinen. Das Urgestein der Branche verriet die durchdachten Details des Wii Nachfolgers Wii U und zeigte dazu ein anstehendes Highlight: Die Pikmin kommen zurück!
Einen Abend vor der E3 lieferte Big N´s Boss Iwata Augenblicke der Freude, als er das Online Konzept hinter Wii U in einem albernen Filmchen verriet.
Es wird sich etwas ändern, dank einer im Joypad intergierten Kamera, einem hochaufgelösten Touchscreen und einer direkten Verbindung zu Spielern, die dem selben Hobby frönen.
Dank der einzigartigen Maskottchen des Konzerns, dürften sich Nintendo Fans auf Auftritte von Mario, Link, den Pikmin und weiteren Nintendo Helden freuen, die erstmals in echter HD Auflösung über moderne Fernsehgeräte gescheucht werden.
Dass die Unterstützung durch Third Party Publisher auf lange Sicht überlebensnotwendig ist, dürfte Big-N an der Situation auf dem Wii sowie der Situation auf den Konkurrenzmaschinen gelernt haben, weshalb es Nintendo wichtig war, alle namhaften Produzenten an Bord zu haben, damit diese sich das Konzept der zwei unabhängig werkelnden Displays zu Nutze machen.
Fragwürdig bleibt nur die Entscheidung, warum bereits erschienene Topseller erneut veröffentlich werden, da Corespieler, die Nintendo wieder stärker erreichen möchte, wohl viele Titel bereits gespielt haben, bevor das Gerät zu Weihnachten erscheint.
Wir durften uns dafür zwei Wochen nach der Veranstaltung ein Bild davon machen, dass die Hardware überzeugt, als wir in Berlin zu einer Präsentation der Wii U eingeladen waren.
Nintendo versteht es prächtig Spieler, Presse und Industrie näher zusammen zu bringen und bei Events für gute Stimmung zu sorgen.
“Gewonnen” hat die E3 in L.A. unverhofft Ubisoft, die mit der Neuankündigungen Watch Dogs für den ersten und wohl einzigen Staunmoment der diesjährigen Messe gesorgt haben und mit Zombie U ein interessanter Wii U Titel in der Pipeline steht. Während die restlichen Konferenzen live auf allen möglichen Internetplattformen durchgängig zerrissen wurden, sorgte Watch Dogs für andächtige Stille und ein anschließendes Freudenfest bei den begeisterten Zuschauern.
Zu erwähnen sei noch, dass die explizite Gewaltdarstellung in den Updates einiger großer Namen erschreckten. Eine 19 Jahre alte Lara Croft, die ihren Gegnern im Vorbeigehen den Kehlkopf mit blossen Händen aus dem Halse rupft oder ein Sam Fisher, der in einem arabischen Lazarett die Knochen der Feinde bricht bis er zur finalen Exekution ansetzt, sind selbst hartgesottenen Vollzeitspielern unseriös wie plakativ aufgefallen.
Wir sollten nicht vergessen, dass wir entscheiden, weshalb wir uns zum Kauf eines Spiels animieren lassen und warum ein Konzern auf einem Sektor die Nase vorn haben wird. Ob es uns reicht, jährliche Updates mit einem höherem Gewaltgrad zu erleben, sollten wir derzeit ernsthaft überdenken.