Hersteller kürzt Ausgaben, gibt altem Manager für finanzielle Mittel aber 15 Millionen Dollar zum erneuten Arbeitsbeginn.
Activision hat aktuell ziemlichen Ärger. Nicht nur die Trennung von Bungie und der folgenden Verlust der Destiny-Marke sowie ein sieben Prozent hoher Einbruch an der Börse machen dem Konzern zu schaffen, auch gewisse Wechsel in der Chefetage lassen schlechte Schlagzeilen entstehen. Während von dieser hohen Riege in der Regel viele Kürzungen bei Ausgaben angekündigt werden, spendiert man sich gegenseitig Fixbeträge in Millionenhöhe. Activisions Arbeitsweise in der Branche hängt schief.
Foto: Activision
Spider-Man schämt sich für seinen Ex-Publisher.
Was waren das für Zeiten, als sich Atari-Programmierer ungerecht von ihrem Arbeitgeber behandelt vorkamen und aus diesem Grund den großen Spielriesen verließen, um ein eigenes Gaming-Studio aufzubauen. Vierzig Jahre später gehört Activision zu den größten Publishern im Spielgeschäft und kann unzählige Marken und Games vorweisen, die die Geschichte prägten. Auf dem Weg dahin scheint aber etwas vergessen worden zu sein, wie nun durch ein eklatantes Beispiel offensichtlich gemacht wird. Während vor einem Monat noch seitens des Hauptkonzerns auf den Firmenteil, der sich unter dem Namen Blizzard in der Welt herumtreibt, Druck ausgeübt wurde und man Kostenersparnisse in der Spielproduktion forderte, hat man nun bei Activision einen alten Angestellten erneut willkommen geheißen und diesem eine Unsumme zum Arbeitsbeginn in der ehemaligen Position überlassen. Der neue CFO – Manager für finanzielle Angelegenheiten – erhält zum Start bei dem Urgestein der Third-Party-Publisher einfach einen Bonus von gut 15 Millionen Dollar.
Dennis Durkin, der schon bis Mai 2017 diesen Platz bei Activision füllte, ist zurück auf dem alten Posten seines bisherigen Arbeitgebers und bekommt für die Rückkehr auf seinen ehemaligen Arbeitsplatz eine Zahlung von 3,75 Millionen Dollar in Cash sowie die Überschreibung von Aktienpapieren Activisions in einem Wert von 11,3 Millionen Dollar, die an Ziele und Erfolge gebunden sind. Während also einer Softwareproduktion die Gelder entzogen werden und mit dem Zeigefinger gedroht wird, erhält eine einzelne Person den Betrag, mit dem noch vor einigen Jahren komplette Hochglanzproduktionen erfolgreich abgeschlossen werden konnten.
Es erscheint schon suspekt, wenn ein Hersteller von Videospielen sich von wichtigen Marken trennt, keine großen Ankündigungen für die Zukunft macht, Angestellte mittels Zahlungen zum Gehen auffordert, aber wiederkehrenden Managern Millionen schenkt. Auch wenn solche Geschäftsmethoden gängig geworden sind, um hochwertige Arbeitskräfte anzulocken, so lässt die Philosophie dahinter keinen Zweifel, dass derartige Ungerechtigkeiten von den Verantwortlichen akzeptiert werden. Grund für den Austausch in der Chefetage scheint ein Vertragsbruch des vorherigen CFOs, der sich trotz Verbotes eigenständig nach neuen Arbeitgebern umzuschauen, auf einen Wechsel zu Netflix eingelassen haben soll.
Solch vertrauensvolle Menschen in vertrauten Positionen werden in Zukunft sicherlich viel vertrauenswürdiger agieren, denkt sich der Laie da sofort, während die Hoffnungen auf gute neue Spiele etwas in den Hintergrund gedrängt werden, oder sogar gleich ganz verschwinden. Dass aus großer Kraft auch große Verantwortung wächst, hat man bei Activision wohl trotz der Veröffentlichung unzähliger mittelmäßiger Spider-Man-Games wohl bis heute noch nicht verstanden.