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The Order 1886

Ratten.

Da Sony sich mit Promo-Material schwer tut (siehe Offener Brief an den Playstation Hersteller), profitierte in diesem seltenen Falle einmal die Videothek. Anstatt ein eigenes Presseexemplar für Testzwecke in Empfang nehmen zu dürfen, reichte für diesen Test eine eintägige Ausleihe, um den kompletten Inhalt von The Order 18886 zu sichten. The Order 1886 ist nämlich kurz – sehr kurz – und wohl auch kaum als vollwertiges Spiel zu bezeichnen.
2€ Euro für etwas Entertainment.

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Sir Galahad und seine Tafelfreunde arbeiten – dem Adel verpflichtet – in einer dystopischen Steam-Punk-Welt des späten 19.Jahrhunderts. London dient als Schauplatz, der gruselig, düsteren Geschichte, die filmreif inszeniert wurde.
Lebensechte Charaktere unterhalten sich lippensynchron und zeigen ein bisher ungesehenes Minenspiel das Realitäten verschwimmen lässt. Haut, Kleidung, aber auch andere Materialien, erleben in The Order 1886 eine Darstellung, die es auf Heimkonsolen bisher noch nicht oft zu sehen gab. Die Konsistenz der Grafik ist nahezu durchweg fehlerfrei sowie aus einem Guss, auch wenn aufmerksame Puristen in mancher Ecke doch noch auf unschöne Pixel-Texturen treffen werden.

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Dazu wirken Momente in denen die Kamera stillsteht oft etwas fade, schließlich wird der Großteil des grafischen Spektakels in The Order 1886, mithilfe opulenter Beleuchtungseffekte – die in Echtzeit berechnet werden – in Szene gesetzt.

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Der hohe Preis für das hübsche, aber um ein halbes Jahr verschobene Vorzeigeprojekt des Ready at Dawn-Sony-Teams, zeigt sich dafür im direkten Anspielen.
Von den kurzen 16 Kapiteln des Titels sind einige Abschnitte komplett selbst ablaufende Filmschnipsel, in denen nicht ein einziger Knopf gedrückt werden muss.
Auf seiner knapp achtstündigen Jagd nach einer weltumfassenden Verschwörung, durch Halbblüter-Werwölfe und Vampir-Kreaturen, ist Galahad jedoch so manches Mal in den eigentlichen „Spiel-Sequenzen“ dazu verdammt, nur darauf zu warten, dass der richtige Knopf auf dem Bildschirm gezeigt wird, den der Spieler dann schnell zu drücken hat, damit die Geschichte weiterläuft.
Quick-Time Events stellen – neben dem übermäßigen Zuschauer-Effekt von The Order 1886 – somit bereits das dritte Übel, des im Vorfeld mit hohen Erwartungen bespickten Titels dar.
Während manche Kapitel den Spieler zum Voyeur verdammen, zwingen andere Abschnitte ödes Interactive-Movie-Gameplay längst vergessener Zeiten auf.
Nur in den wenigen Momenten, in denen Sir Galahad seine auch nur sporadisch zur Verfügung gestellten Waffen sprechen lassen darf, zeigt sich The Order 1886 von einer wohlbekannten Seite.
In Deckung gehen und schießen – wenn es das Spiel erlaubt.
Denn auch diese frei steuerbaren Momente überzeugen nicht durch Spielfinesse oder Innovation, strecken den Titel aber dank wenig Fehler verzeihenden Gefahrenaufgebots teils künstlich in die Länge.
Schlimmer wird The Order 1886 nur noch durch eine weitere spielerische Ungereimtheit, die den nun ohnehin schon genervten Spieler vor weitere Hindernisse stellt.
In Schleich-Sequenzen gilt es, ungesehen durch ein Gartenlabyrinth zu gelangen, bei denen jegliche Sichtung durch Feinde direkt mit einem unfreundlichen Neustart verbunden wurde.

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Alles in allem stürzt The Order 1886, Sony noch tiefer in ein schwarzes Loch der Enttäuschungen.
Keines der fünf bisher erhältlichen Exklusiv-Spiele für die Playstation4, konnte in den fast eineinhalb Jahren ihrer Existenz für Begeisterung bei Spielern oder Presse sorgen. Im Gegenteil; nach der fünften Veröffentlichung in Folge, die nun auch nach einer längeren Produktionsphase nicht ansatzweise halten kann, was Vollpreis-Unterhaltungs-Software in 2015 eigentlich zu leisten hätte, beweist der Playstation-Konzern einzig seine aktuelle Belanglosigkeit, als Spiele-Hersteller.
Anstatt billige Schauspieler, mit einem fähigen Kameramann, in eine Kutsche zu setzen, dürfen sich nun unzählige 400€ Euro teure Playstation4 Geräte, knappe acht Stunden lang um den Silizium-Verstand rechnen, ohne dabei auch nur einen Funken lohnenswertes Gameplay, für deren Besitzer zu generieren.
Und selbst die Halbblüter-Werwölfe aus London, haben eigentlich mehr Ähnlichkeit mit Ratten aus Berlin.
Nicht für 18,86€ ordern – für 1,70€ leihen.

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The Order 1886
Fotos: SCE / mze via PS4
USK 18
Circa 60€
PS4 – ASIN: B00DC265XE