Papercraft
Mit Tearaway erschien im Dezember einer der wenigen, wirklich interessanten PSVita Titel.
Das Media Molecule Adventure der optisch anderen Art, versprach auch spielerische Nutzung der vielen Vita Optionen ins Geschehen einzubauen und ward auf Messen mit Vorschusslorbeeren und Preisen überhäuft.
Grund genug, neben der derben Softwareflaute nach dem Next Gen Konsolen Start, dem noch ungeliebten Handheld und seinem Hoffnungsträger, eine Chance zu geben und beides näher zu betrachten.
In Tearaway spielt das Geschehen in einer Welt aus Pappmaschee, der Spieler übernimmt die Kontrolle über einen kleinen Briefträger, der sich auf den Weg zu Sonne macht, in welcher ein merkwürdiges Gesicht erschien. Das des Spielers.
Die Vita nimmt dazu regelmäßig die Visage des Spielers ins Visier und projiziert sie auf besagten Himmelskörper. Da durch diese Veränderung in der Papierwelt auch manch Bewohner vor Schreck seine Farbe verloren hat, besteht eine Aufgabe auf dem Weg zur Sonne auch darin, diesen ihre Ansehnlichkeit zurück zu bringen.
Dafür wird der kleine Postmann mit einem Fotoapparat ausgestattet, der bei richtiger Belichtung und Linse, die weißen Flecken in ihre Ursprungsfarben malt. Dankbar werden sich die Bewohner darauf hin zeigen und auch durch eine ganz spezielle wie nette Idee, wird der Spieler dank fleißiger Fotografen-Tätigkeit belohnt.
Viele Objekte und Figuren überlassen dem erfolgreichen Postmann ihre Scherenschnitte zum Ausdrucken. Heißt, man darf auf dem heimischen Drucker beginnen, Teile aus dem Spiel in die Realität zu holen. Einfach auf Din-A4 ausgedruckt, beschnippelt, gefaltet und geklebt, schon hat man einen Baum, einen Bewohner oder einen anderen Gegenstand aus dem Spiel im wirklichen Wohnzimmer.
Sehr innovativ und der Verknüpfung beider Welten ebenso zuträglich.
Leider lässt sich dies aber nicht auf das gesamte Spiel und die Einbindung der anderen Vita Funktionen beziehen.
Eine störrische Kamera, die in Schrägen den Dienst versagt sowie einfarbige Flächen in der Umgebung, die ohne Tiefen-Effekt oft Distanzen verschleiern und das Dargestellte ungewollt abstrahieren, machen den Aufenthalt manchmal recht undurchsichtig wie visuell unangenehm.
Die Einbindung der vielen Touch-Gameplay-Elemente, die durch die Vita Unter- und Bildschirm-Fläche ausgelöst werden, reagieren, wie so oft, nicht dem nötigen Feingefühl angemessen, um spielerische Verbesserungen anzubieten. Daher plätschert das zwar sympathische, aber wiederum nicht vollständig durchdachte Konzept von Tearaway, eher dahin als wirklich zu fesseln.
Genauso wie bei den vorherigen Media Molecule Spielen der Little Big Planet Serie, ist die Kreation von Tearaway doch wieder eher auf oberflächliche Reize kaschiert, die bei genauerem Hinsehen versprochenen Tugenden beim eigentlichen Spielerlebnis vermissen lassen.
Als Beispiel der insgesamt auch nicht ganz durchdachten Herstellung des bunten Post-Paper-Trips, kann dazu noch die insgesamt meist flüssige Darstellung der Umgebung genannt werden, die durchweg gegen das somit aufgesetzt wirkende Stop-Motion Flair der Animationen aller Charaktere arbeitet.
Sympathisch bleibt der Ausflug nach Tearaway mit einigen netten Ideen, einem kindlichen Soundtrack und dem Versuch, die zwanghaft implementierten Gadgets der Vita richtig einzubinden aber, auch wenn das gesamte Werk nicht das Zeug zu einem eindeutigen, spielerischen Überflieger hat.
Etwas viele Falten im Schnippsel.
Tearaway
Fotos: Sony Computer Entertainment
PSVita – ASIN: B00DVDLZOI
USK 0
Circa 20€