100 DM Begrüßungsgeld.
Da die überschwängliche Freude in Berlin, nach den Feierlichkeiten rund um das 25 jährige Jubiläum des Mauerfalls, wieder etwas abgeschwollen ist, traut sich auch mze einen kleinen Rückblick, in seine längst vergangene Jugend zu gewähren.
Natürlich nur auf Games bezogen.
Willkommen im Westen – mit hundert Mark Begrüßungsgeld.
Foto: mze
Die wohl am meisten gekaufte Konsole 1989 in Deutschland.
Als West-Berliner Schüler, war man zur Zeit des Mauerfalls, natürlich im Bett. Die anschließenden Tage, machten aber bewusst, dass etwas bedeutendes stattgefunden haben musste. Die Straßen, Busse und Bahnen quollen über und Menschenmassen, die modisch etwas aus der Zeit zu fielen schienen, standen an Banken in Schlangen.
100 Mark Begrüßungsgeld standen jedem Bürger der DDR – wie es seit 1988 üblich war – schließlich zur direkten Auszahlung in Aussicht.
Kindlich neidisch, sah man um Weihnachten daher vielen der jüngeren Ostdeutschen – in den einschlägigen Fußgängerpassagen – beim Spielzeug kaufen zu. In der Hoffnung, dass man jemals selber, auch einmal soviel Geld zur freien Verfügung haben dürfte.
Dass jedoch Atari 2600 Geräte wie warme Semmeln über die Ladentheken wanderten, verwunderte dagegen nur stark.
Diese Spiele-Maschine war seit vielen Jahren alt… vorletzte Generation.
Dank eines Preises von 99.- DM, lag die für viele nun „neue“ Computer-Hardware, jetzt aber erst wirklich im Trend.
Über mehrere Jahre schaffte es Atari – zumindest in Deutschland – dank der Mithilfe vieler Ostdeutscher, sich ein finanzielles Polster aufzubauen, dass ihnen noch einen (wohl letzten) großen Auftritt auf der Kölner Computer Messe in dem Jahr 1992 ermöglichte.
Dort bewarb man mit größtem Vertrauen und aufwendigen Aufbauten den “großartigen” Nachfolger des VCS 2600 Junior.
Mit gelungen Umsetzungen aus längst vergangenen Arcade Tagen, dachte sich die leitende Abteilung wohl, mit dem VCS 7800, erneut dicke Beute machen zu können.
Mit Centipede, Missle Command und Karateka im Gepack gegen japanische Super-Nintendo Importe – wie Mario Kart und Street Fighter II oder Amiga Entwicklungen wie Turrican III – standhalten zu wollen, war von den Atari Mitarbeiten, drei kurze Jahre nach dem Einsturz der Berliner Mauer, jedoch nicht ernsthaft oder sinnvoll überlegt worden.
Beim Anblick der alten Kamellen – mit einem leicht verfeinertem Bild – dachte sich wohl auch die nun seit drei Jahren fröhlich zockende Gemeinde aus der Ex-DDR einfach nur: „Krass, das ist voll Ost!“.
In diesem Sinne gedenken wir – 25 Jahre nach dem Mauerfall – heimlich auch dem gefallenen Riesen im Videospiel-Business.
Atari – Willkommen im Westen!