Neo Zaikusu
Das NG:Dev Team ist unter Retro-Zockern schon seit drei Releases auf NeoGeo und Dreamcast ein Begriff.
Nun gibt es den vierten: Neo Xyx.
Das Erstlingswerk Last Hope war schöne Indie-Kost und eine reine R-Type Hommage, die neben schöner Pixelkunst, trotz einigen Patzern im Gameplay teils tolle Ideen in das uralte Spielkonzept der eigentlichen Irem Reihe brachte.
Das Leveldesign war ausgeklügelt und ein faires Speichersystem machte das Game auch für weniger begabte Spieler spielenswert.
Mit dem Fast Striker erschien dann ein weitaus professionelleres Shmup-Produkt, das es sogar in japanische Spielhallen schaffte, aber nicht in der Bullet-Hell-Fraktion überzeugte. Hübsch gerenderte Grafiken und ein recht ausgewogenes Gameplay sorgten aber für Rotation in Dreamcastlaufwerken.
Einem Ausflug in europäische Run’n Gun Gefilde, die stark am bekannten Turrican Prinzip orientiert waren, bot man in Gunlord.
Hier gab es spielerische Abwechslung, die aber nicht hunderprozentig in ihrer Spielbarkeit noch der technischen Umsetzung überzeugte.
Nun ist vor einigen Wochen das neuste Werk der NG:Dev Arbeiter erschienen, das auf den Namen Neo Xyx hört und endlich alle Kritiker zum Schweigen bringen sollte. Wieder auf NeoGeo zuerst erschienen und anschließend für Segas Dreamcast portiert, durften Fans neben der regulären Version, erneut zwischen einer limitierten Fassung samt Soundtrack und einer noch selteneren Sammleredition mit weiteren Schmankerls wählen. Ob sich DC und NG Shoot’em Upper über das neueste Machwerk aus deutschen Landen freuen können und sich eine Anschaffung lohnt, verrät der folgende Test von Spiele-Maschine.de.
Wie immer greifen Ausserirdische an. Daher stürzt sich der Spieler in seinen Aero Grinder, ein auf Steampunk geschrubten FighterJet, um im Dauerfeuemodus alle anrückenden Alien-Feinde aus den Socken zu pusten.
Mittels zwei unterschiedlicher Feuer-Modi, die mittels des jeweiligen Tastendrucks bestimmt werden, wählt man die Stärke der zu nutzenden Waffe, aber damit auch die zur Verfügung stehende Geschwindigkeit des eigenen Fighters.
Ähnlich kennen Spieler das aus vielen Cave-Shmups.
Auch wenn Neo Xyx aka Neo Zaikusu, wie die Hersteller sein Spiel gern in Japan gennant gewusst hätten und es daher gleich überall so betitelt, optisch stark an Toaplan Shooter und besonders an Truxton/Tatsujin erinnert, findet man sich bereits im ersten Level jedoch in einer solchen, auf den ersten Blick Cave typischen Kugelhölle wieder.
Schöne und sogar recht ansprechend animierte Pixelgegner findet der Retro-Freund ebenso und beginnt sich mit der Finesse des Gebotenen ausseinander setzen zu wollen.
Eine Smartbomb erleichtert das Überleben brenzliger Situationen und ein aus Raizing Titeln bekanntes Item-Sammelprinzip fördert die Highscore-Jagd bei Shmup-Besessenen.
Wenn alle Bomben verbraucht wurden, fällt deren Verlust aber schnell als fatal aus. Auch wenn dauernd die Möglichkeit für Nachschub gegeben wird, kann manch Situation allem Anschein nach, nicht ohne die Nutzung des eigentlich als letzten Auswegs gesehenen Ballermanns überstanden werden. Vor allem die bildschirmgoßen Endbosse, am Ende eines Levels, verlangen meist viele der begrenzten Super-Waffen, um nicht im heftigen Gegenfeuer dauernd das Zeitliche segnen zu müssen.
Da dies bereits im ersten Level für Schwierigkeiten sorgt und nach zahlreichen Versuchen und erlenten Taktiken trotzdem keine Leben geschohnt werden können, man sich Tage nach dem ersten Anspielen weiterhin an ähnlicher Stelle im Game Over Screen wiederfindet, beginnt man die Suche nach den Gründen jenseits der eigenen Fähigkeiten.
Und dann wird man leider fündig.
Das große Problem des neusten Shoot’em Ups aus dem Hause NG:Dev ist eine Verknüpfung von Unüberlegtheiten.
Während die Spielfläche Vertikal-Scrollenden-Shootern typisch auch in das “Tate”-Mode genannte Format geschaltet werden kann, was einen auf die Seite gelegten TV bedarf, bleibt das Dargestellte leider größer, sprengt den Rahmen des Fernsehers und muss daher auch nach links und rechts scrollen, bewegt der Spieler das Schiff etwas über die Mitte des Screens in eine dieser Richtungen. Alle gegnerischen Schüsse werden mitgezogen und bleiben an ihrer dem Untergrund entsprechenden Stelle, deren kommenden Positionen somit vom Piloten immer berechnet gehören.
Ebenso nimmt der eigene Fighter aber im Diagonalflug fast das doppelte an Geschwindigkeit an, was bei zwei unterschiedlichen Grundgeschwindigkeiten, von der eine maßgeblich für fachgerechtes Manövrieren duch den Kugelsturm verantwortlich ist, ein Gefühl für die Steuerung kaum aufkommen lässt. – Es fühlt sich immer an wie Eierlauf.
Die kleine Hitbox des Aero Grinders, die im “How to Play” noch stolz leuchtend angezeigt wird, gilt dazu nur bei feindlichen Projektilen und nicht der Gegnerschar. Hat man diese also im Auge während man mal glücklich durch ein chaotisch wirkendes Schussmuster fliegt, kann die Berührung eines anderen Teils des Flieger mit einem Gegner sofort ein Leben kosten. Es ist dazu oft nicht ersichtlich warum manch Gefahrensitutaion tötet und manch andere wie durch Zauberkraft überstanden wird, während das eigene Auge es genau andersherum wahrgenommen hatte.
Einzeln wäre mit jeder genannten Problematik noch zu leben, diese Mechanismen in Kombination erleben zu müssen, machen Neo Xyy jedoch hart wie Adamantium oder eben einfach nur sehr schlecht spielbar.
Gerade, da sich die Jungs des NG:Dev Team in der Gestaltung der Grafiken soviel Mühe gemacht haben, der weitere technische Aspekt von Neo Xyx in Ordnung ist und nun eigentlich das rundestes Spiel -nach drei vorherigen Releases- hätte erscheinen müssen, kann man nicht nachvollziehen, warum genau die Dinge, die ein gut spielbares Shoot’em Up ausmachen, nicht beachtet wurden.
Es scheint gar so, als hätte man absichtlich auf Beta-Testing verzichtet, sich Verbesserungsvorschläge nicht angehört, um ein Spiel auf den anspruchsvollen Nerd-Markt zu werfen, an dem sich selbst diese ihre Zähne ausbeißen werden.
Vergessen wurde wohl, dass ein Spiel dieses Genres mit der Kontrolle fliegt oder abstürzt.
Davon ist leider in Neo Xyx dank der genannten Unachtsamkeiten keine spürbar.
Das japanisch klingende Neo Zaikusu ist damit das genaue Gegenteil von dem geworden was es seien wollte:
Ein Europshmup 2014 -in den Fußstapfen Caves- mit zwei linken Händen.
Dass die Musik von Rafael Dyll zwar hier und da tolle Samples verwendet und manchmal sogar zu grooven beginnt, macht bei der Kürze des Limited Edition Soundtracks von nur 26 Minuten aber auch bemerkbar, dass man aus dem Hause NG:Dev bereits besseres gewohnt ist. Selten kommt das Eingespielte jedoch auch nur wie Gedudel vor. Partitur hoch, Partitur runter.
Neo Xyx macht es daher ähnlich, wie das zuletzt erschienene REDUX der NG:Dev Bruderfirma HUCAST.
Neo Xyx ist wieder nix. Echt schade bei der gemachten Mühe.
Neo Zaikusu – passt wie ein zu großer Anpressschuh.
Neo Xyx bei NG:Dev
Fotos: mze