Virtueller Drogenkonsum führt zu Verkaufsverbot von Videospielen
In Australien sind manche Dinge anders. Upside Down. Dort haben Mäuse Beutel, Hunde heißen Dingos, manche Tiere sind zum Boxkampf befähigt und einige Säugetiere legen sogar Eier. Crocodile Dundee kam auch von dort. Dafür macht der eigentlich sonst so sympathische fünfte Kontinent jedoch mit bizarren Zensurregelungen auf sich aufmerksam.
In Australien müssen Videospiele mindestens eine 15+ Altersfreigabe bekommen, sonst dürfen sie nicht veröffentlicht werden. Eine höhere Alterseinstufung gibt es bloß für Action und Erotik Filme.
Foto: Bethesda Softworks
Der Grund des Anstoßes: Fallout3
Dem dritten Teil, der auf PC sehr beliebten, aber recht anarchischen „Fallout“ Serie, wurde die 15+ Einstufung aufgrund grotesk anmutender Richtlinien verwehrt und ein Verkauf in Australien ohne Veränderungen unmöglich gemacht.
Das in einer Endzeit angesiedelte Spiel erlaubt es dem Spieler seinen Protagonisten mit chemischen Substanzen zu verbessern und auf Situationen einzustellen. Diese werden mit einer Spritze direkt in die Venen gedrückt oder mit einer Bong inhaliert – Nebenwirkungen inklusive. Die Ähnlichkeiten zu realem Drogenkonsum waren der Australischen Behörde für Literatur und Film Klassifizierung (Office for Literature and Film Classification) zu groß, weshalb dies ein Grund für eine Verweigerung des benötigten Stempels darstellte.
Es war nicht das erste Mal, dass der dargestellte Drogenmissbrauch in einem Spiel zu dessen Verkaufsverbot führt. So wurde schon ein American Football Spiel Blitz: The League, aufgrund der Möglichkeit seine Spieler zu dopen, in Australien nicht verkauft.
Merkwürdig das solche virtuellen Ausbrüche anscheinend der realen Straftat gleichgesetzt werden und zudem gleich unter den Teppich gekehrt werden, anstatt die Chance zu nutzen wenigstens virtuell eine Erfahrung zu machen, die in der Realität andere Auswirkungen hätte.
Zensur ist zudem immer der falsche Weg.
Nicht nur, dass so gleich wieder eine viel größere Schicht Interessenten angesprochen wird – das verruchte Verbotene was immer lockt – und aufgrund der verstärkten Medienaufmerksamkeit dann auch noch erreicht, sondern es demonstriert einmal mehr die Methode der Regierenden, die anscheinend der Meinung sind, dass ihre unbescholtenen Schäfchen vor der Realität und den in ihr vorkommenden Substanzen geschützt werden müssen – auch wenn es sich gar nicht um die Realität und nur um virtuelle Substanzen dreht.
Schon ein bisschen Wahnsinnig oder? Vor allem wenn man sich die letzten großen Games der Vergangenheit anschaut.
Da betrinkt sich der Protagonist aus GTA IV so heftig, dass er nicht mehr laufen kann und deshalb dann lieber mit dem Auto fährt oder der Held aus – „dem besten Spiel aller Zeiten“- Bioschock, der sich notwendigerweise ständig mit genetischem Material aus Spritzen zum Supermutanten entwickelt.
Und wenn wir mal die Grundsteine dieser Unterhaltungsbranche liebevoll betrachten, ist die alte Pampelmuse Pacman auch nur ein konsequenter Pillenfresser, der dank Spezialtabletten sogar seine Feinde futtern kann und auch Nintendo´s schnautzbärtiger Latzhosenträger Mario ist erst seit dem Verzehr von psilocybinen Pilzen „Super“.
Es ist jedenfalls einmal mehr erschreckend wie kurzsichtig über die Köpfe mündiger Bürger entschieden wird, besonders wenn man sich vor Augen hält, wie viele brutale Egoshooter und Kriegsspiele den Markt beherrschen und von diesen Behörden meist friedfertig genehmigt werden.
Da erscheint es dann fast wirklich so, als sei der zum Morden bereite Mitbürger lieber gesehen als der Berauschte.
Unfair.