Phil Spencer hat unrecht.
Mit PS4 Pro und Xbox One Project Scorpio gehen die etablierten Konsolenhersteller einen ungewohnten Weg. Anstatt tatsächlich neue Gerätschaften zu entwickeln, wurden verbesserte Hardwarekomponenten verbaut, die Kompatibilität zu den im Einsatz befindlichen Games gewähren und diese grafisch leicht verbessern. Besonders Microsoft setzt mit dem Sechs-Teraflop-Gerät auf eine Zukunft, in der alte Spiele verstärkt eine neue Rolle spielen sollen. Die Zukunft der Konsole ist der PC, meinen daher Angestellte des Konzerns und vermischen jetzt Märkte, die nicht vermischt gehören. Phil Spencer hat daher unrecht, wenn er alte Software als wichtigen Faktor für neue Hardware betrachtet.
Foto: Microsoft
Abwärtskompatibilität verkauft keine Konsolen – neue Spiele schon.
Im Gespräch mit Gamasutra hätte der Head of Games Phil Spencer seine neusten Weisheiten preisgegeben, nachdem er sich im letzten Jahr gegen kleine Upgrades im Konsolensektor aussprach, um anschließend die Xbox One S und daraufhin Project Scorpio vorzustellen. Jetzt erklärt der recht sympathische Spieler, warum die Zukunft der Konsolen, wie auf dem PC eingependelt gehöre.
Auf den Personal Computer liefen trotz veränderter Hardwarekomponenten immer noch alle Spiele der Vergangenheit und profitierten von den verbesserten Innereien. Dies wäre auch für Konsolen eine gute Entwicklung, um den Gamern ihre angesammelten Spiele weiterhin nutzbar zu machen, auch wenn die Hardware eine andere sei. Ein Generationswechsel hätte in der Vergangenheit zu oft alle zuvor erworbenen Games unnütz gemacht, da sie auf neuer Hardware nicht mehr spielbar waren. Heutzutage sähe man dazu, dass sich die Nutzung der Software stark verändert habe. Spiele wie GTA V, Minecraft oder World of Warcraft würden über viele Jahre gespielt und von ihren Herstellern ständig mit neuen Inhalten beschenkt. Ein neuer Teil von Destiny könnte somit noch in zehn Jahren eine Rolle auf dem Videospielmarkt spielen, weshalb eine veränderte Sichtweise seitens der Konsolenhersteller angebracht wäre. Er selbst sähe täglich bei den Beobachtungen der Xbox-Spieler, dass die zehn erfolgreichsten Spiele alle schon mehrere Jahre alt wären. Spiele aus der heutigen Zeit wären daher generationsübergreifend und müssten von kommenden Konsolen somit auch abgespielt werden können.
Auch wenn Mr.Spencer mit den Beobachtungen sicherlich richtig liegt und die Nutzung der alten Kamellen durch Online-Verbindungen verlängert werden können, übersieht der bekennende Spieler die Problematik im Kern. Es wäre wohl weit weniger verbreitet, mit fünf Jahre alten Entwicklungen Zeit zu verbringen, wenn in dieser Zwischenzeit vergleichbare Machwerke auf den aktuellen Spiele-Maschinen erschienen wären. Titel wie Horizion Zero Dawn und Scalebound benötigen in der Entwicklung so viel Zeit, dass sie entweder soeben erst erschienen sind, oder im Vorfeld eingestampft werden. Konsolen verkauften sich in der Vergangenheit aufgrund exklusiver Must-Haves und nicht aufgrund einer weiterhin nutzbaren Bibliothek aus vergangenen Zeiten.
In der Vergangenheit waren technische Fortschritte stets vonnöten um die gesamten Aspekte des Gamings voranzutreiben; in der Zukunft scheint technisches Voranschreiten die Entwicklung neuer Aspekte des Gamings nun eher zu verhindern.
Wer daher wirklich mit der Zeit gehen möchte, geht lieber einmal in ein nahe gelegenes Computerspielmuseum, dessen Besuch bei generationsübergreifendem Gaming bald vollkommen unnötig werden wird.
Die Zukunft der Konsole findet man dagegen nur in neuen Spielen – wie immer.