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Sine Mora EX

Crescent Galaxy Zwei.

Mit Sine Mora EX erscheint das leicht überarbeitete Sine Mora nach fünf Jahren erneut auf Bildschirmen und lockt alte Videospieler aufgrund der gebotenen Shoot’em-up-Action noch einmal ein Auge auf das ungarische Produkt zu werfen. Ein typisches horizontal scrollendes Projektilgewitter findet heutzutage schließlich nur noch selten den Weg auf haptische Medien, weshalb Sine Mora EX allein aus diesem Grund Beachtung finden könnte und man THQNordic danken sollte. Doch auch die abstruse Kriegsgeschichte über den Genozid ganzer Rassen, verknüpft mit Zeitreisen und humanoiden Tiercharakteren dürften den einen oder anderen Arcadezocker interessieren. Goichi Suda – der auch als Suda51 sein Unwesen treibt – diente Sine Mora 2012 mit seiner Grasshopper Manufacture als Designer, ließ aber das ungarische Team von Digital Reality die Programmierarbeit und Regie übernehmen. Herausgekommen ist ein grafisch heute noch ansprechendes Shmup, das mit eigenen Ideen punkten kann, gewisse Dinge aus der Arcadeschule aber eindeutig übersieht.

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Verschiedene Tiercharaktere haben bewegende Gründe in Sine Mora EX, sich in fliegende Kampfmaschinen zu verfrachten und am Steuerknüppel Wunder zu vollbringen. Das regulär von links nach rechts scrollende Geschehen fordert schließlich durch eine wachsende Anzahl von immer größer oder stärker werdenden Gegnern wie Endbossen vollste Kontrolle über den gesteuerten Flieger, der aber natürlich auch zur Gegenwehr geeignet ist. Eine aufrüstbare Hauptwaffe feuert konsequent gegen die Schar der Feindesmacht, unterschiedliche Smartbombs erleichtern das Dezimieren großer Mengen gegnerischer Artillerie und eine Zeitlupenfunktion ermöglicht ein genaueres Manövrieren durch den teilweise doch äußerst gewaltigen Kugelhagel. Besonders an Sine Mora EX ist die Verknüpfung der schiffseigenen Energie an einen ablaufenden Timer, dessen Zahlenstand das Überleben des Spielers sichert. Feindliche Treffer ziehen somit keine Lebenspunkte ab, sondern kosten wertvolle Sekunden, die bei einem leeren Timer ein Game Over bedeuten. Abschüsse gegnerischen Kriegsgerätes sorgen dagegen stetig mit kleinen Aufladungen für ein Aufrechterhalten der verfügbaren Zeit. Zusätzlich hinterlassen Gegner Power-ups, die entweder die Feuerkraft erhöhen, neue Zeitlupenkraft spendieren, den Smartbomb-Stand auffüllen, oder einfach nur Bonuspunkte garantieren.

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Leider ist hierbei nicht ersichtlich, welcher Gegner unbedingt abgeschossen gehört, um einen dieser möglichen Vorteile zu erspielen, weshalb sich ein Gefühl von Willkür einstellt. Auch wird teils nicht vermittelt, warum ein gewisser Abschnitt in einem Level beendet scheint und einen neuen Zählerstand hervorbringt, während andere Momente mittels inszenierter Unterbrechung des Spielflusses eine Neuzählung der Stoppuhr einleiten. Zusätzlich zu der nicht eindeutig erkennbaren Power-up-Verteilung und dem sporadisch wirkenden Zeitfaktor sind auch die hübsch gestalteten Gegner nicht ganz klar einzuordnen. Oft verschießen Feinde einen zweifarbigen Projektilregen, wobei kein Sinngehalt hinter dieser Darstellungswahl zu liegen scheint. Da dabei mehrfach nahezu der identische Ton getroffen wird, den auch die eigenen Schüsse tragen und der teils auch Hintergrundgrafiken ziert, dürfte die Forderung nach einem veränderten Farbspektrum spätestens hier aufkeimen.

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Trifft der Spieler später aber noch auf Feinde, die einheitlich gleichfarbige Kugeln ausspucken, von denen dann aber nur eine gewisse Formation mittels Abschuss radiert werden kann, bleiben Fragen nach eindeutiger Zugänglichkeit des Titels offen. Ebenso widersprüchlich wie diese Mängel erscheint dann auch die Tatsache, dass einzelne Feindprojektile oder Angriffe direkt den kompletten Countdown auf null setzen und somit als unvorhersehbare Instant-Kills gewertet werden können. Auch die letzten Bossgegner des Spiels sprechen dann eindeutig keine geschulte Shoot’em-up-Sprache, da einmal ein zu studierender Geschicklichkeitsparkour geboten und final dann nur das Einhalten einer gewissen Position verlangt wird – aus dem Nichts erscheinende Power-up-Zeitkapseln lösen dort jedes Problem.
Während somit Setting und Grafik an den Bildschirm kurzzeitig fesseln können, unterhalten weder Spielbarkeit noch Gamedesign längerfristig geübte Ballerspieler. Daran ändern auch kein individualisierbarer Arcade-Mode, eine auswählbare Boss-Battle, der eigenwillige Soundtrack oder ein halb garer 2-Player Versus- wie Co-op-Modus etwas. Übrig bleibt ein haptischer Re-Release.
Ein modernes „Jaguar“ Shoot’em-up.

Sine-Mora-EX-Packshot
Sine Mora EX
Fotos: THQNordic
USK 12
Circa 25 €
Switch – ASIN: B071DTLPMJ
Xbox One – ASIN: B072L6RMGP
PS4 – ASIN: B0711BBD89