Do you like J-Pop?
Mit der Kreativität ist es so eine Sache. Besonders im groß gewachsenen Videospielsektor.
Dass böse Mächte am Werk sein müssen, welche Künstlern ihre Ideengabe stehlen, davon will einen nun Nintendo und Atlus in einer äußerst eigenständigen Adaption eines Marken-Mix-Up überzeugen. Tokyo Mirage Session #FE galt lange Zeit als eine Shin Megami Tensei trifft Fire Emblem Entwicklung, unter der sich Spieler aufgrund fehlender Informationen wenig vorstellen konnten. Die düstere und moderne Shin-Megami-RPG-Reihe, mit der taktisch mittelalterlichen Nintendo-Strategie vermischen zu wollen, galt als schwierig zu bewerkstelligende Aufgabe.
Das nun erschienene Rollenspiel begeistert jetzt dafür einen speziellen, japanophilen Fankreis umso mehr.
In Tokyo Mirage Sessions #FE wird der Spieler als Neuzugang einer J-Pop-Band in die besonderen Voraussetzungen seines Jobs eingeführt, nachdem er auf einer Veranstaltung für Nachwuchsidole Zeuge einer unglaublichen Szene wird und daraufhin eine alternative Dimension besucht. Hier verschmelzt der Held Itsuki Aoi mit einer guten Geisterkraft, die fortan als Waffe materialisiert zum Kampf gegen die machthungrigen Mirages ruft.
In rein rundenbasierten Kämpfen stellt sich die wachsende Popgruppe den gefährlichen Geistermächten, die den Stadtteil Shibuya unter Kontrolle bekommen möchte, indem sie die Performance-Künste von Idolen übernehmen.
In der geheimen Basis des tanzenden Teams bekommt der Protagonist erklärt, dass seine Fähigkeit, unterhaltsam aufzutreten, auch mit der Macht verknüpft ist, Kontrolle über die übrigen freundlichen Mirages zu erhalten. Aus diesem Grund wird in der Großstadt neben sozialem Kontakt auch die körperliche Fitness in einem Trainingslager gepflegt. Das Gamepad dient bei Ersterem zur Kommunikation wie ein Smartphone, Textnachrichten befreundeter Kollegen gehen hier zeitweise im Minutentakt ein. Bewegt man sich nur durch Tokyo, ist es als Karte einsetzbar.
In den Gebieten der Idolasphere durchstreift man dagegen eine düstere Dimension und schlägt sich häufiger mit den garstigen Mirages mittels taktisch klug eingesetzter Manöver herum. In den bejubelten Arenakämpfen kommt ein Auswahlrad zum Einsatz, welches zwischen Angriffen, Magie und Gegenständen wählen lässt und gezielte Treffer gegen Feinde ermöglicht. Hat man im Kampf einen Schwachpunkt des Kontrahenten getroffen, kann dies nachfolgende Angriffe der eigenen Teammitglieder bewirken, die einen schnelleren Sieg durch ihre Session ermöglichen. Weitere Fähigkeiten gestalten das System komplex, das die Kontrolle von drei Charakteren fordert. Kleinere Rätsel innerhalb der von Hand konstruierten Dungeons fordern die grauen Zellen der aufstrebenden Sternchen noch einmal extra.
Grafisch wurde das extrem japanische Rollenspiel mit einem typischen Anime-Zeichentrick-Look versehen, weshalb die eingestreuten Filmsequenzen diese Konsistenz auch nicht brechen, sondern stimmungsvoll unterstützen.
Die überraschend kreative Zusammenführung der unterschiedlichen Atlus- und Nintendo-Entwicklungen dürfte daher auch bei Freunden ostasiatischer Popkultur für einen ganz besonderen Schauer sorgen. Eine buntes Tokio, ebenso bunte Charaktere und Widersacher sowie viel japanische Lebensart locken Rollenspielenthusiasten in die wohl überraschendste Crossover-Entwicklung der vergangenen Jahre. Die ungezwungene Verknüpfung der verschiedenen Einflüsse gestaltete ein äußerst eigenständiges Werk mit einem tollen Kampfsystem für alle Fans des besonderen Settings und Genres. Englisches Textverständnis wird von allen ausreisenden Popstars auf WiiU aber zwingend verlangt, da nur Originalton geboten wird.
A Dance Dance Revolution – Strike a Pose!
Tokyo Mirage Session #FE
Fotos: Nintendo
USK 12
Circa 59€
WiiU – ASIN: B01CNK39Z2 / Fortissimo Edition – ASIN: B01EMXHM10