Es geschah am helligten Tag.
Capcom’s Überlebens Horror Serie „Resident Evil“ ist ein wichtiges Mitglied in der Riege der wichtigsten Spiele.
Als 1996 der erste Teil unter dem Namen „Biohazard“ in Japan erschien, schuf Capcom den Grundstein eines neuen Genres; dem Survival Horror. Man durchwanderte ein realistisch gehaltenes Horrorszenario um ein verlassenes Herrenhaus, in welchem man die Charaktere immer aus verschiedenen, festgelegten Kameraperspektiven sah. Die Präsentation sorgte für eine filmreife Inszenierung, aber auch für eine gewöhnungsbedürftige Steuerung.
Das Setting, die Story und die Stimmung im Herrenhaus belebten das Splatter- und Horrorgenre wieder neu und sorgten für Begeisterungsstürme auf der ganzen Welt. Auch wenn eine blutbeschmierte, zombieverseuchte Geschichte um einen fiktionalen Konzern, der mit Menschen experimentiert, um die perfekten biologischen Waffen zu konstruieren, nicht jedermanns Sache sein mag, kann man der Serie keinen Vorwurf machen, sie würde nicht hinreichend unterhalten. Selten wurde soviel Mythos um eine virtuelle Erzählung gesponnen und selten geiferten die Fans so sehr nach Neuem.
Resident Evil 4 hatte das Grundkonzept der Serie vom ruhigen, subtilen Angsterlebnis zu einem actionlastigen Terrortitel entwickelt und wartete mit dynamischer Schulterperspektive und einfallsreichem Zielsystem auf. Die vier Jahre alte Episode erfand die Serie neu und schuf dabei eines der perfektesten Spielerlebnisse aller Zeiten. So dicht und einfallsreich wie es selten geschieht und spielerisch auf allerhöchstem Niveau. So hoch, dass die Ansprüche an den nun veröffentlichten Nachfolger extrem sind.
Im mittlerweile siebten eigenständigen Teil der Serie, auch wenn die Zahl „Fünf“ auf dem Cover prangt, wird das System des Vorgängers fast unverändert übernommen.
In Residen Evil 5 hat es den schon aus dem ersten Teil bekannten Helden, Chris Redfield, ins taghelle Afrika verschlagen. Dort findet er sich bei Nachforschungen um schmutzige Geschäfte stattfindenden Biowaffenschmuggels für die internationale Behörde der B.S.A.A. in der neuesten Episode des blanken Terrors wieder.
Dieses Mal seid ihr nicht ganz auf euch allein gestellt, sondern erhaltet Hilfe von der einheimischen und wunderhübschen Powerfrau Sheva Alomar, die optional auch von einem Online-Kumpanen gesteuert werden kann.
Von einem kleinen afrikanischen Dorf aus stoßt ihr zusammen tief in den Busch und dabei in die Abgründe menschlichen Wahnsinns und die Allmachtsphantasien industrieller mit weitaus zu viel Macht. Dass unter diesen Umständen vor allem die Schwachen und Wehrlosen leiden müssen, erklärt sich von selbst.
Ihr erkennt schnell, dass nichts, was menschlich wirkt, noch menschlich ist und versucht das eigene Wohl schließlich mit Waffengewalt zu erhalten. Ihr seid es, der diesem Schrecken ein Ende bereiten könnt. Somit wird Überleben die erste Devise im Land der sengenden Sonne und ein ruhiger Finger am Abzug ist eure einzige Chance.
Auf der Suche nach Hinweisen, Lösungen und besseren Waffen erlöst ihr dabei mehr als einen, der von Parasiten besessenen Einheimischen. Die Gewaltdarstellung erreicht dabei, wie immer, eine fragwürdige Qualität, gefällt den Fans der Serie aber umso mehr. Insgesamt hat die Darstellungsqualität von Resident Evil 5 Maßstäbe erreicht, die Pre-renderings auch für andere Unterhaltungssegmente bald unnötig macht. Eine dermaßen hochwertige Produktion in Charaktergestaltung und Umgebungsdarstellung sah man sonst in Kinofilmen. Die lippensynchrone Mimik und Gestik der Protagonisten und virtuellen Nebendarsteller erreicht nahezu die Emotionalität von oscarträchtigem Schauspiel.
Dafür muss der Fan des vierten Teils ernüchternd feststellen, dass die Spielbarkeit weit weniger rund ist als in seiner Vorgänger-Lieblingsepisode. Das Spielgeschehen ist nun kürzer, weniger einfallsreich, bietet nicht die erwartete Tiefe und eckt mit leichten bis mittelschweren KI-Macken des zweiten Protagonisten ordentlich beim Liebhaber an.
Gerade da ein ähnliches Co-op Feature in Resident Evil Zero schon einmal besser funktionierte, ist dies ein nicht zu vernachlässigender Kritikpunkt. Ebenso erlebt ihr durch das Wegfallen der Pausen bei Inventargebrauch, zum Beispiel beim Auswählen der beliebten grünen Heilkräuter sicherlich den einen oder anderen Tod, für den ihr euch nicht verantwortlich fühlen werdet. Ärgern werdet ihr euch trotzdem.
Sehr schön ist dagegen, dass es diesmal auch der Mercenaries Mode, ein arcadelastiger Area Shooter, auf die deutsche Pal Version geschafft hat. Dieser unterhält auch nach dem vierten Mal Hauptplot durchzocken bestens und motiviert mit Highscoreliste im Internet auch auf längere Sicht.
Und eigentlich kann man Resident Evil 5 nicht wirklich viel vorwerfen, gespielt werden muss es eh, sonst verpasst man ein weiteres Highlight aus dem Hause Capcom. Nur weil es den Ansprüchen exzentrischer Fans nicht ganz gerecht wird, bleibt es ein fast perfektes Produkt und bietet viele, gute Stunden knallharter Survival Action, allein oder zu zweit.
Five S.T.A.R.S.!
Ps: Schon im Vorfeld wurde große Kritik an dieser in Afrika spielenden Episode laut.
Man könne keinen weißen Mann durch die afrikanische Umgebung streifen und dabei auf Einheimische schießen lassen, hieß es.
Capcom ist sich dieses Konfliktes bewusst und vermittelt durch die Geschichte klar, dass das Setting ein Ausdruck und eine klare Aussage über ihr Verständnis von Machtverhältnissen in der Welt ist. Wo könnten solch schreckliche Dinge geschehen, wenn nicht an Orten der Welt, wo ein Menschenleben für die Mächtigen ein faules Ei wert ist.
Und die entsetzte Frage Sheva Alomar´s nach den verantwortlichen Verbrechern beim Anblick des Zustands eines vom Virus befallenen Eingeborenenstammes, bleibt bei weitem länger im Kopf des Spielers hängen, als die vielen roten Pixelspritzer, die die Hardware während dieses Albtraums auf den Bildschirm zeichnen muss.
Resident Evil 5
Fotos: Capcom
USK 18
Circa 59€
PS3 – ASIN: B001NGP7LC
XBOX360 – ASIN: B001NGP7LM
PC-DVD – ASIN: B002Q6S5YY