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Polybius

gyruss psychedelica

Tempest 2000 war ein Meilenstein in der Computerspielgeschichte. Das psychedelische Geballer brach mit Konventionen und bot dank Modern-Art-Setting einen Ansatz, der selbst Zuschauer des Pixelgewitters in den Bann zog. Der bekennende Yak- und Lamafreund Jeff Minter zeigte sich anno`94 für das zuerst auf Atari-Jaguar erschienene Spiel verantwortlich, das aufgrund von rechtlichen Schwierigkeiten mit dem ehemaligen Auftraggeber heutzutage nicht mehr von dem langhaarigen Entwickler weiterentwickelt werden darf. Da Minter aber dem Konzept verfallen und mit Virtual Reality eine neue Ebene für Endkonsumenten erschwinglich wurde, musste eine ähnliche Achterbahnfahrt hergestellt werden, die wieder einem künstlichen Drogenrausch ähnelt. Der gewählte Name Polybius bezieht sich dabei auf eine zuvor schon im Netz herumspukende “Urban Legend” über einen Gehirne waschenden Arcadeautomaten, der einst im Auftrag der amerikanischen Regierung in Spielhallen aufgestellt worden sein soll, um die Gedanken der Bevölkerung zu kontrollieren.

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Polybius für Playstation4 und das dazugehörige PS VR-HMD kommt dieser Legende nahe, sieht man sich das in 120 Frames dargestellte Geschehen zum ersten Mal in der virtuellen Realität an. Knallbunte Polygonkonstrukte, Pixelsprites in Neonfarben und ein schneller werdender Vorwärtsflug lassen den aktiven Betrachter dank Reizüberflutung sofort in eine andere Dimension übergehen. Ein dauerhaft feuernder Raumgleiter flitzt knapp über der unterschiedlich geformten Oberfläche auf dem Horizont zu, der bei Näherkommen viele Hindernisse und Gegnerscharen offenbart. Tore – die durch eine Leitlinie verbunden sind – generieren nach passgenauem Durchflug einen Geschwindigkeitsschub des Gleiters sowie nach genügend passierten Gattern auch einen Smartbomb-Effekt, der dann die gesamte Umgebung glättet.

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Zerplatzende Feinde und Objekte lösen sich stets in einer Vielzahl grafischer Effekt auf und verstärken das psychedelische Ambiente von Jeff Minters Polybius für PS4, das natürlich auch mit passenden Elektroklängen untermalt wird. Besonders in VR profitiert das Arcadegame durch den vereinnahmenden Faktor der Virtual-Reality-Technik, die das gesamte Geschehen natürlich auch in 3D darstellt. Verpasst wurde hier leider aber die Möglichkeiten das Umschauen in das Gameplay einzubetten, das sich insgesamt wohl auch nicht mit dem zeitlosen Klassiker des Atari-Jaguar-Systems messen kann. Einzig ein Feuerknopf wird neben dem Analogstick betätigt, der jedoch konsequent gedrückt gehalten wird. Auch wird während des Einspielens nicht verständlich vermittelt, ob Geschwindigkeit oder Abschussrate den Weg zum Ziel darstellen.

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Lässt die fröhliche Reizüberflutung in Polybius langsam durch Gewöhnung etwas nach, ist ein gewisses Defizit in dem auf 50 Level ausgelegten Game feststellbar. Auch wenn immer wieder neue Mechaniken durch die unterschiedlichen Levelkonstruktionen vorgestellt werden, bleibt der Spieler in seinen Handlungen selbst stets etwas limitiert. Schutzschilde in sammelbarer Menge stellen schließlich auch keine tatsächliche Abwechslung dar. Bis Tempest 4000 jedoch endlich von Jeff Minter für VR-Systeme seitens Atari entwickelt werden darf, wird Polybius wohl die beste Alternative für alle wartenden Llamasoft-Fans bleiben.
S.T.O.N.E.D. Runner.

Polybius-Coverart
Polybius
Fotos: Llamasoft
USK 0
Circa 15€
PS4 via PSN download