Warnung vor dem Schund!
Mit Unholy Night: The Darkness Hunter erschien kürzlich das erste neue Spiel für das lange Zeit schon ausgemusterte Super Nintendo. Ein echter Cartridge in rotem Plastik in einer goldglänzenden Verpackung und beteiligte SNK-Programmierer versprachen ein echtes Sammlerstück. Nach dem Erhalt des japanischen Kulturguts sieht die Sache jedoch etwas anders aus. Warnung vor dem Schund ist von Nöten, nachdem man Unholy Night: The Darkness Hunter auf SNES ausprobiert hat.
Fotos: mze
Schön ausschauen tut es – das war es leider dann aber auch.
Während Qualität der Originalverpackung, dem Insert, der farbigen Anleitung und des Cartridge auch auf den zweiten Blick überzeugen können, scheint bei der Produktion der wichtigsten Merkmale ordentlich geschlampt worden sein. Schon beim Entnehmen des Moduls störte ein Klappern innerhalb des Plastikgehäuses, das dank der Transparenz auch direkt den Makel offenbarte. Die beiden Hälften des Cartridge sind nicht sauber hergestellt, sodass die Romplatine mit dem Chipsatz im Inneren nicht fest verankert ist und starkes Spiel besitzt. Damit jedoch nicht genügend Ärgernis: Das Modul ist derartig stümperhaft zusammengesetzt, dass einem die Super-Nintendo-Konsole ein Anschalten nicht erlaubt. Ein Schlitten in der Anschaltmechanik rutscht eigentlich ein kleines Stück in eine vorgesehene Vertiefung der Module, wenn der Schalter betätigt wird. Bei Unholy Night: The Darkness Hunter ist das Modul jedoch durch die schlechte Verarbeitung zu breit geraten, was ein Einrasten des Schlittens unmöglich macht. Damit ist das Spiel auf regulärem Wege nicht benutzbar.
Über den Umweg eines Action-Replay oder Universal-Adaptor gestartet, kann der findige Nutzer – oder die findige Nutzerin – die vertrackte Situation beheben und das neuste SNES-Game immerhin ausprobieren. Da alle Spieler dann jedoch nur wenige Musikstücke, sechs auswählbare Kämpfer und schlichte Hintergründe erwartet, wird spätestens jetzt gezweifelt, ob Unholy Night: The Darkness Hunter das investierte Geld wert gewesen wäre, wenn es problemlos in die Konsole passen würde. Da Spieler aber dann direkt ein ziemlich hektisches, jedoch sehr spartanisch animiertes Versus-Prügelspiel begrüßt, das auch noch durch starkes Frameskipping während der Kämpfe auffällt, verändert sich die glückliche Miene der Besitzer schnell. Ruckelige Darstellungen wenig liebreizend gestalteter Charaktere, die nur dieselben Angriffsmanöver in drei unterschiedlichen Stärken ausführen können, hätten schon 1992 für Verwunderung gesorgt. Da das Einspielen in Unholy Night: The Darkness Hunter aber durchweg von Grafikfehlern in Form von Artefakten, kurzen Spielstopps und kompletten Aufhängern durchzogen wurde, bleibt die mögliche spielerische Tiefe Besitzern funktionierender Versionen vorbehalten – falls es diese überhaupt gibt. Möglich wäre ein Hervorrufen der beschriebenen Bugs zwar durch den genutzten Adapter oder die wacklige Romplatine, doch solange nicht das Gegenteil erlebt werden konnte, muss die Nu-Gaia/Foxbat/Blazepro-Produktion ganz einfach als überteuerter Schrott bezeichnet werden.
Eine Firma, die sich frisch auf den Sammlermarkt wagt und weitere Veröffentlichungen in Zukunft plant, darf bei ihrer wichtigsten Erstveröffentlichung nicht eine derartig stümperhaft produzierte Demoversion einer Software veröffentlichen, die von den Größen der damaligen Vergangenheit mittels locker ausgeführtem Uppercutt sofort auf die hintersten Bänke befördert wird. Eine Bestellung von Unholy Night: The Darkness Hunter im Ausland sollte aufgrund der erschwerten Umtauschmöglichkeiten bei allen vernunftbegabten Spielesammlern daher besser auch ganz hinten anstehen.
Alten Lichtblicken hinterherjagen, bleibt wesentlich vielversprechender!