Killer is Dead

Killer is Dead

Mondo di notte

Suda 51. Der Name sollte reichen, um Alarmglocken anzuwerfen. Der japanische Ausnahmekünstler hat mit seiner Grasshopper Manufacture schon manch merkwürdige Gamekreation geschaffen, welche zwar erst einmal das Wort “killer” im Namen verwendete, aber eigentlich allesamt so beschrieben werden könnten, wenn Gameplay, Inhalt sowie die grafischen Aspekte erklärt werden sollen. Suda Goichi nutzt mit Vorliebe den Look des Cell-Shadings. Durch schicke Echtzeit-Licht- und -Schattenwürfe, oft auf einfarbigen Polygonen, entstehen animierte Bilder, die im Einzelnen einem abstrakten Comic entsprungen seien könnten.
In Bewegung ähneln sie einem höllischen Trip. Viel Blut und die Visualsierung von Geschwindigkeiten werden als Stilmittel genutzt, um die ohnehin schon künstlerisch anspruchsvolle Grafik während der Action stärker zu verzerren.

Und von starker Action gibt es Killer is Dead genug.
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Protagonist Mondo Zappa ist Agent und Scharfrichter und neben dem Einsatz eines Katana Schwertes zum Schießen verschiedener Projektile mit einer mechanischen Armprothese befähigt. In der Freizeit bandelt er gerne mit leichten Mädchen in speziellen Etablissements an, und spannert sich einen an deren reizvollen Kurven zwecks Weiterentwicklung seiner einarmigen Abschussfähigkeiten. – Ein Schelm, der böses dabei denkt.

Mondo arbeitet für eine Agentur die Auftragsmorde annimmt und sich dafür von der Regierung bezahlen lässt. Obskure Personen wollen noch seltsamere Gestalten aus dem Weg geräumt haben, um ihren Seelenfrieden wieder zu finden. Da Mr. Zappa aber schönen Frauen erliegt, nimmt er neben lukrativen Geschäften auch mal einen Job für einen Kuss an, der ihn zwecks Erfüllung bis auf die dunkle Seite des Mondes verschlagen kann. Nicht nur Grafisch, auch von der Erzählung wird der Spieler hier auf einen virtuellen Trip geschickt, der mit vielen Fragezeichen versehen wurde. Alejandro Jodorowsky könnte grüßen lassen.

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Spielerisch macht das Hack´n Slay eine gute Figur, da genügende Manöver, optionale Armprothesen wie Specialmoves angeboten werden. Gerade das Ausweichen macht Laune, wenn es perfekt gelingt und Mondo zum wütenden Killer in Lichtgeschwindigkeit mutieren lässt. Sein Katana zerschneidet dann bei hundertfacher Beschleunigung das abstrakte Angreifertum, während Farben aus Umgebung und verspritzter Körperflüssigkeit verschwimmen. Leider sind die Level insgesamt recht kurz geraten und durch eine wenig ansprechende Kartenauswahl strikt getrennt. Da der gesamte Inhalt sonst jedoch hochwertig und mit künstlerischem Anspruch designed wurde, was auch für die taktischen und abwechslungsreichen Bosskämpfe gilt, fügt sich, wie bei Suda üblich, ein Teil in den Nächsten, bis ein recht einmaliges Ganzes entsteht.

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Auch musikalisch beweist der Designer das richtige Händchen und bietet extrem gelungene Akira Yamaoka Klänge abseits regulärer Hollywood-Komponisten-Tripple-A-Game-Kompositionen. Killer is Dead darf man somit nicht unterschätzen. Die Sogwirkung, die Suda 51 aus guten Kämpfen, stylischen Morden, Fremdschäm-Flirts und der bizarren Stimmung entstehen lässt, verursacht, dank kontinuierlichem Farbrausch simultane Orgasmen auf Netzhaut und Zirbeldrüse.

„Thought characters and words merely but art, and bastards of his foul adulterate heart.”
A killer through art.

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Killer is Dead
Fotos: Koch Media GmbH / Deep Silver
Circa: 55€
USK 18
PS3 – ASIN:B00DPFKL2E
Xbox360 – ASIN:B00DPFKKSO