Allein
H.R. Gigers Alien weckt Ur-Ängste.
Dank dieses schrecklich/schön gestalteten, außerirdischen Parasiten-Wesens und Ridley Scotts spannender Erzählweise, im filmischen Erstling, machten sich bereits Generationen von Zuschauern ins Hemd.
Nun versucht Sega – nach dem Reinfall mit Colonial Marines – sich bei den Spielern, in denkbar umgekehrter Richtung zu entschuldigen. Anstatt wieder nur Horden von Kämpfern verschiedener Herkunftsplaneten aufeinander zu hetzen, um sich gegenseitig den Gar aus zu machen, versuchte man sich erstmalig an den Angstmomenten des ersten Films.
Das Entwicklerteam The Creative Assembly zeichnete für die Umsetzung verantwortlich und versuchte, dem eigenen Namen wohl gerecht zu werden.
Als Amanda Ripley – Tochter von Ellen Ripley – macht ihr euch in einer kühnen Raummission auf die Suche nach eurer verschollenen Mutter. Die Handlung spielt zeitlich genau zwischen Alien und Aliens.
Auf einer Raumstation, auf die Amande nur dank großem Überlebenswillen gelangt, sollten Informationen oder sogar die Gesuchte aufzufinden sein, weshalb sich das Töchterchen die Mühe macht.
Dort angekommen merkt der Spieler jedoch schnell, dass man dem Tod nicht das letzte Mal von der Schippe gesprungen ist. Die Station ist verwahrlost. Menschen, verbunden in unterschiedlichen Parteien, trauen sich nicht mehr über den Weg.
Ein Killer geht um.
Da Amanda fremd und aus dem Nichts erschienen ist, bleibt sie auf sich allein gestellt.
Mittels des Hackens von System-Interfaces und Computer-Files, erfährt sie jedoch etwas über die merkwürdigen Geschehnisse, auf der im stillen Raum schwebenden Sevastopol Station.
Die „Working Joes“ – Roboter der Weyland Yutani Corporation – die bereits auch mit unüblich aggressiven Verhalten auffielen, lassen sich so teils ebenso umprogrammieren.
Schlagen Versuche fehl, hilft oft nur die Flucht, sich verstecken oder ein recht aussichtsloser Zweikampf mit Mensch oder Maschine.
Doch spätestens wenn der Xenomorph seinen Auftritt bekommt, zeigt Alien Isolation seinen wirklichen Anspruch.
Während Humanoide Gegner nur ein Vorspiel waren, wird das Spiel nun zu einem Katz und Maus ähnlichem Happening, das den speziellen Versuch Segas gelingen lässt.
Auch wenn viel Zeit in engen Schränken mit Warten und Hoffen verbracht wird, erzielt Alien Isolation die gewünschte Wirkung.
Der Spieler hat Angst wie seit Kindheitstagen nicht mehr.
Wie ein Kleinkind allein im Dunkeln fühlt man sich, im Angesicht der dunklen, schleimigen Kreatur, die Amanda bis auf wenige Ausnahmen haushoch überlegen ist. Daher ist Flucht, leises, gezieltes Vorgehen und ständige Aufmerksamkeit der Schlüssel zum Spiel, um nicht zu häufig, vom letzten Speicherstand beginnen zu müssen.
Dieses Gefühl – allein, mit einer der schrecklichsten Figuren Hollywoods eingesperrt zu sein – vermittelt Alien Isolation jedoch so gekonnt, dass die dennoch häufig stattfindenden Ableben, eher mit kribbelnder Angst als mit schäumender Wut erlebt werden, und einen daher auch meist motiviert den nächsten Save-Point anvisieren lassen.
Auch technisch machte die getestete Xbox360 Version eine sehr gute Figur. Selbst wenn in hektischen Close-Up Momenten mal die Notbremse gezogen werden muss, glänzt die Umgebung im Durchschnitt mit äußerst schicken Details und einem recht butterweichen Scrolling aus der Ego-Perspektive.
Alien Isolation ist – für Menschen die einst zum Fürchten auszogen und unbefriedigt heimkehrten – eine gelungene Abwechslung und ein gutes Beispiel für eine fachgerechte Versoftung filmischer Vorlagen.
Xenophobie spürbar gemacht.
Alien Isolation
Fotos: Sega / Kochmedia
USK 16
Circa 54€
PS3 – ASIN: B00LB8IWLE
PS4 – ASIN: B00LB8J4QQ
Xbox One – ASIN: B00LB8J6UK
Xbox360 – ASIN: B00LB8J1DW
PC-DVD – ASIN: B00LB8J9RK